Auskunft erteilt Frau Ortlepp-Erler (02 21 221 22 77 4) vom Umwelt- und Verbraucherschutzamt Köln, Stadthaus - Willy Brandt Platz 2, 50679 Köln
Einmal werden wir noch wach...
Guten Morgen! Verschlafen blinzelt mir der Tankwart entgegen, kurz
nach 8 Uhr, am heiligen 2. Advent, die Tankstelle hat gerade geöffnet,
lasse ich den Kraftstoff duch den Einfüllstutzen strudeln. Benzin
ist am Wochenende einfach deutlich billiger, jedenfalls hier in Leverkusen.
Die Sonne kommt langsam über die Baumwipfel gekrochen, schickt
sich an mit ihren wärmenden Stahlen die frostigen Temperaturen milder
zu stimmen, streift über den Hof und den Misthaufen, der dampfend
vor sich hin gärt. Doch der Blick in die Tränken vom Paddock
holt uns schnell in die Wirklichkeit zurück, der Pfützenrest
ist steinhart gefroren und auch die Düse ziert ein dicker Kristall.
Da ist nichts zu machen, heute müssen wir zum ersten Mal in diesem
Winter Wasser schleppen. Der Rest ist fast schon Routine bis Minchen auf
dem Hänger steht. "Was, schon wieder alleine?? Dann mußt Du
vorangehen". Minchen ist da eigen. Also maschiere ich vor ihr auf den Anhänger,
gleite an ihrer Seite vorbei wieder nach draußen, klinke die Heckstange
ein und schon sind wir unterwegs, reden von einem Sommer am Strand, während
draußen winterliche Minusgrade das Wasser seinen flüssigen Aggregatzustand
nicht annehmen lassen. Ziel: die Wahner Heide, oder zunächst einmal
die Stallgemeinschaft Turmhof in Rösrath.
Eisiger Ostwind fährt uns in die Glieder als wir dem warmen Auto
entsteigen. Minchen steht in ihrer Decke ganz entspannt, diesmal hat sie
garnicht geschwitzt, doch kaum ist sie von den Transportgamaschenbefreit,
muß sie sich mächtig aufregen, buddelt ihr arttypisches Loch.
Als auch noch die Herde des Turmhofs auf die Weide prescht verfolgt von
zwei wild bellenden und rennenden Hunden ist es um ihre Ruhe geschehen.
Jede Faser ihres Körpers bebt. Dieser verfluchte Strick aber auch,
aber das Loch ist ja noch ausbaufähig und 3x äppeln in 10 Miuten
ist ja auch kein Problem. Doch auch ein sturer Ponykopf sieht irgendwann
ein, daß das Gezeter meinen Zweck hat und erinnert sich an die Tugenden
eines wohlerzogenen gelassenen Fjordpferdes.
Das zweite Gespann trudelt ein, prima, dann könnten wir ja eigentlich
gleich starten, doch zuerst wird Tee und - wie könnte es auch anders
sein - Glühwein getrunken. Danach steht mir nun überhaupt nicht
der Sinn. Ergeben führe ich Minchen auf ein freies Paddock, schaue
solange bei Pferdeputzen und Kutsche anspannen zu, die wärmenden Sonnenstrahlen
im Rücken. Kalt ist es fast garnicht mehr, aber ein frostiger Wind
vertreibt jedes wohlige Gefühl. Minchen hat die Futtertröge entdeckt,
putzt vergessene Gerstenkörnerauf, nimmt Kontakt zu den zwei Isis
neben ihr auf. Der Umgang ist freundlich, die drei kennen sich schon vom
Halloweenritt an Allerheiligen.
Endlich ist auch das Ritual des Teetrinkens beendet - "man bist Du
ungesellig" - T'schuldigung, ich war draußen gesellig, hab mich aklimatisiert.
Schnell sind die noch zu putzenden Pferde gestriegelt, gesattelt und
fertig zum Abritt. Ich sitzte auf einem Vulkan, Minchen schreitet aus wie
ein junger Gott, voller Tatendrang, geschwind mogelt sie sich ander Kutsche
vorbei, übernimmt mal wieder die Tete. Zwei Abzweige und wir sind
da. Vor uns prankgt ein großes Schild "SPERRGEBIET". Das ist sie
also, die Wahner Heide. Einmal kurz anhalten bitte, damit alle nachgurten
können. Das paßt Minchen nun überhaupt nicht, ärgerlich
schüttelt sie den Kopf, strebt voran.
Der Weg führt zurächst über Steine und Wurzeln hinein
in den Wald, Ein paar umgefallene Bäume, herabhängende Zweige.
Auch hier ist der Oktobersturm nicht unbemerkt vorübergezogen.
Kilometerlange Strecken über ebenen weichen Boden, sandig aber
nicht zu tief liegen vor uns, ab und zu eine Pfütze, die Mincehn geziert
umgeht, während Blanche mitten hindurch plantscht, daß das Wasser
hoch aufspritzt und auch ein kleines Pony findet Gefallen an diesem fast
bauchtiefen Naß. Die beiden Flitzehunde stöbern unermüdlich
um uns herum. Plötzlich umgibt uns ein eigenartiges Geräusch.
Neugierig recken wir die Hälse. Da haben wir es auch schon entdeckt.
Über uns ziehen Wildgänse ihre Kreise, leicht auszumachen an
ihrem v-förmigen Flug, schnatternd wie eine schlecht geölte Kutsche.
Die Wahner Heide
Auf einmal sind wir mitten in der Heide, der Blick schweift frei, so
weit das Auge reicht. Dafür pfeift uns jetzt der Wind ungehindert
um die Ohren, tief verkriechen wir uns in Schals und Jacken, wohl dem,
der sich für die Mütze mit Ohrwärmern entschieden hat. Aufgewogen
wird die Unannehmlichkeit durch ein wunderschönes Naturschutzgebiet,
herrliche einladende Wege, einfach ein lohnendes Gelände. Die Pferde
atmen befreit auf, als sie ein Stück und noch ein Stück und noch
eines galoppieren dürfen. Besonders Minchen genießt den weichen
Boden, zieht mächtig am Zügel, will mehr, viel mehr, aber die
vielen Fußgänger schieben dem einen Riegel vor. An einem umgestürzten
Baumstamm halten wir Rast. Während der Wind unvermindert weht wird
Tee und Glühwein gereicht. Kein Gras - Minchen, das wäre bei
diesem Wetter (Frost und Sonne) auch wahnsinnig gefährlich für
Dich!
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Pause am Baumstamm
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alle Bilder: Silke Kandler
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Zwei weitere Pferde von Turmhof stoßen zu uns. Gemeinsam reiten
und fahren wir weiter. Da verliert ein Pferd seine Binde, das Feld pariert
durch, während die Vorhut zunächst nichtsahnend weiterläuft
- bis zum nächsten Baum. Was ist denn da hinten los? "Hallo, wo bleibt
ihr" wiehert das Kutschpferd - "Binde verloren" tönt es zurück.
So geht das :-)
Neun Pferde und vier Hunde zählt die Gruppe jetzt, sieben Reiter,
drei auf der Kutsche und eine Läuferin. In der Ferne erscheint eine
Horde Reiter in neongelben Manschetten. Über sanfte Hügel gelangen
wir an die Achterbahn. Achterbahn? Was ist denn wohl darunter zu verstehen?
Ein tiefes Brummen erfüllt die Luft, in der Nähe startet
ein Flugzeug, erhebt sich vom Köln Bonner Flughafen steil in den Himmel
mit ohrembetäubenden Motorengeräusch. Vor uns schlängelt
sich der Weg in dreidimensionalen Kurven durch die Heide - die Achterbahn,
wie wahr. - oder eher die "wilde Maus". Hinab in eine Senke, hinauf auf
eine Bodenwelle, rechts um eine Kurve, Links um eine Pfütze herum
oder einfach mittendurch, der sandige Untergrund macht es gefahrlos möglich.
Huiii macht das Spaß! Sogar Minchen taut auf, beäugt kurz ihr
sonst so furchterregendes Spiegelbild und watet durch das eiskalte Wasser,
springt munter über die Unebene. Die nächste Erhebung hinauf
und vorsichtig! auf der anderen Seite wieder hinunter, was für ein
Vergnügen.
Minchen ist in ihrem Element.
Wir überqueren eine letzte Wiese, auf einmal liegt viel zu früh der Rand des Sperrgebietes wieder zu unseren Füßen. Nur noch ein paar Schritte, Asphalt, zwei Ecken, ein Waldstückchen und wir sind zurück am Turmhof. Minchen wird auf den Paddock geschickt. Die Isis dürfen auf dem Parkplatz vom Tekkelklub ein wenig Gras mümmeln. Dort parkt auch ein Auto. Naja, und Minchen und Auto ist irgendwie inkompatibel. Minchen auf's Gras schicken, wo ein Auto parkt, das hat schon einmal in einen Versicherungsfall geendet - Auto von Pferd angeknabbert - aber das ist eine andere Geschichte uns soll ein anderes Mal erzählt werden. Wir wärmen uns bei Tee oder Glühwein, Apfel- und Pflaumenkuchen in der Küche von Familie Kaesmacher die erfrorenen Extremitäten bei fröhlichem Geschwätz oder ermatteten Zuhören.
Wunderschön aber lausekalt
Auch ein lausigkalter wunderschöner Wintertag geht zu Ende und
so packen wir ind er Dämmerung unsere Sachen und treten bei hereinbrechender
Dunkelheit den Heimweg an.
Auf dem Herweg sind wir hier Links abgebogen, also müssen wir
jetzt rechts, alles klar, der Rückweg ist leicht zu finden. Doch plötzlich
ist guter Rat teuer. Rechts ist eine Sackgasse, Links Einfahrt verboten,
verdammt, wir sind durch eine Einbahnstraße gekommen! Da ist ein
einsamer Radfahrer, "T'schuldigung, wie kommen wir denn hier raus, ich
meine zurück zur Hauptstraße?". "Ach, zur Hauptstraße,
da müssen sie hier wenden" - wenden, na bravo! "hier rechts und in
der Kurve wieder rechts". Hat geklappt. Ohne weitere Pannen erreichen wir
die Autobahn.
Nachwort
Heute sind auffällig viele Idioten unterwegs. Ein Porsche direkt
hinter uns überholt noch in der Beschleunigungsspur, zum Glück
habe ich ihn gesehen. Am Heumarer Dreieck staut sich der Verkehr, weil
wie vile zu oft mit viel zu wenig Abstand gefahren wird und der einscherende
Verkehr kaum eine Chance hat. 5 PKW vor dem Pferdeanhänger, 1 dahinter,
das nennt man heute Reisverschluß, ist doch logisch, daß es
da klemmt, oder bin ich die Einzige, die Platz läßt? Offensichtlich.
Durch die Fahrbahnführung befinden wir uns auf der mittleren Spur,
Zeit nach Rechts zu wechseln. Frühzeitig setzte ich den Bliner, trotzdem
müssen sich natürlich noch 2 Autos RECHTS vorbeidrängeln,
die Linie ist zwar noch durchgezogen, aber zum Kuckuck, muß das wirklich
sein? Ein Wunder, im rechten Außenspiegel sehe ich eine Lichthupe,
da hat es einer kapiert.
Selbst in der Ausfahrt werede ich noch wieder rechts über den
Standstreifen von 2 Fahrzeugen überholt, Idioten! Denkt ihr, ich ziehe
einen gläsernen Pferdeanhänger, Rundumsicht garantiert? Ist das
tatsächlich nötig? Meint ihr, ein Pferd kann sich im Kringel
ausbalancieren, wenn ich um die Kurven heize, Bremsen erst im allerletzten
Moment? Schon mal was von Zentrifugalkraft gehört? Das ist die Kraft,
die Euch aus der nächsten Kurve holt. Könnt ihr Euch in Eurem
winzigen egoistischen Hirn vorstellen, warum es strikt verboten ist, Menschen
in Anhängern zu transportieren?