Bruchmühlener Distanzritte
KDR 17. Juni 2006 - geschafft
Bruchmühlen
habe wir zwei Tage vor Nennungsschluß genannt, als Ersatz
für die verregnete Maaswaldtour, bei der wir spontan lieber zu
Hause geblieben sind. Minchen ist nun mal keine Maschine und sie mag
keinen Matsch von unten. Osnabrück ist zwar nicht eben um die
Ecke, aber topfeben und mit dem langen Wochenende im Rücken
können wir es auch ganz gemütlich angehen. Brav steigt
Minchen in den Anhänger, obwohl sie den Berg Heu gesehen hat und
ich ihr auch verraten habe, daß wir etwas länger unterwegs
sein werden und ganz alleine...
Vor Ort angekommen wählt Minchen eine schöne Stelle für
das Paddock aus. Dort schlage ich unser Nachtquartier auf und Minchen
schließt gleich Freundschaft mit einem kleinem schwarzen Pony.
Gemeinsam machen wir uns auf den Weg zur Voruntersuchung, brav wie wir
sind, laufen wir ganz aussen herum, denn daß die Abkürzung
erst ab 7:30 am nächsten Morgen gesperrt ist, habe ich
überlesen - ups. Der Tierarzt ist zufrieden, Startfreigabe :-)
Die Wiese liegt genau neben der Autobahn, auf der anderen Seite
führt eine Zuglinie entlang, das könnte eine unruhige Nacht
geben, aber ich schlafe wie ein Stein.
Das Frühstück kann man nach Belieben zusammenstellen, ich
träume wie üblich bei meinem Tee, nein, mir ist nicht kalt,
mir ist morgendösig :-)
Da die Wiese und der Start/Zielbereich doch ein paar hundert Meter
auseinander liegen, wird es wohl knapp werden, in den zwanzig Minuten
nach Zieleinlauf abzusatteln. Am Besten wäre es, wir hätten
unser Zeug vor Ort. Das ist eine gute Idee. Ich fülle den zehn
Liter Wassereimer, der praktischerweise einen Deckel hat, finde sogar
einen Kuli, der einigermassen funktioniert und das Schweißmesser
kommt auch noch hinein. So bepackt machen wir uns auf den Weg zum
Start. Der Henkel vom Wassereimer schneidet doch ganz schön in die
Hand, als ein Troßfahrer anhält und mir den Wassereimer
abnimmt. Das ist aber lieb, vielen Dank!
Beim Start geht es ruhig und geordnet zu. Meine Gruppe habe ich ja
schon gestern Abend kennengelernt. Da hat sich mal einer Gedanken
gemacht und mein Fjordie zu zwei Haflingern und einem Reitpony gepackt,
das finde ich toll. Zwei Araber hätte bedeutet, den Ritt vom Start
weg alleine zu gehen. So ist es eine prima Gruppe, die auch nicht so
heizen. Bewölkt ist es und nicht so warm, ein leichter Wind weht.
Beim Start legt Minchen toll los, nur um unheimlich entäuscht
einzusehen, daß der Start tatsächlich an den Paddocks VORBEI
führt. Na gut, die übernimmt die Führung der Gruppe und
zieht ordentlich an. Flocke und Minchen wechseln sich dabei an, sie
scheinen sich zu verstehen und geben ein zugstarkes Tetenduo. Puppe,
das Reitpony ist mit dem Fremdling Mina in der Gruppe nicht so
einverstanden. Giftig legt sie die Ohren an, hebt auch schon mal
drohend die Hinterhufe, aber wir haben genügend Abstand. Minchen
ist gut drauf *freu, damit steht und fällt so ein Ritt.
Überraschung, ein Schild kündigt die Pulskontrolle an, wo
gibt es denn sowas? Das ist ja praktisch. Erster Stopp Puls 56 toll.
Puppe hat einen Schlag zuviel, das ist schnell runter. Nur noch
Nachgurten, Flockes Sattel rutscht, schon geht es weiter. Die Wege sind
sehr schön, über Wiesen und Felder führt die Strecke,
zum Teil gemäht, zum Teil bauchhoch. Leider sind immer wieder
kurze Asphaltstrecken dazwischen. Da wir unsere Pferdchen nicht
verheizen wollen und die Pferde ohne Vidiastifte auch stark rutschen,
reiten wir auf dem harten Beton im Schritt. Lustig geht es weiter,
sogar eine kleine Anhöhe ist dabei. Unten können wir schon
die Pause sehen. Fein, da weiss man, wann man am Besten absitzen kann.
Pause kein Gedränge, am Eingang wird gleich durchgewunken *Daumen hoch, das war perfekt organisiert
Puls 68, also los zum Wasser, Pferd droht, Mina springt bei Seite, Puls
trotzdem ok. Aber oh we, Hautfaltentest nur B und Mina mag partout
nicht trinken und auch das Gras scheint den Pferden nicht zu schmecken.
Zum Glück habe ich wenigstens zwei dicke Möhren dabei. Ein
Wasserschlauch liegt bereit, aber auch aus der hohlen Hand mag Minchen
kein Wasser. Mina trabt taktrein, wir dürfen weiter. "Der Fjord
sollte einen Preis für die schönste Mähne bekommen, so
eine schöne Mähne habe ich bei einem Isländer ups -
Norweger noch nie gesehen" *freu.
30 Minuten sind um, unsere Gruppe darf weiterreiten, nur Minchen
muß noch 3 Minuten warten. Das gefällt ihr garnicht,
daß wir jetzt alleine auf der Strecke unterwegs sind, alle meine
Beteuerungen, daß wir uns nur ein wenig beeilen müssen
werden ignoriert, sie vermutet ihre Freundin Flocke hinter uns. Am
Wegrand steht schönes hohes in meinen Augen sehr saftiges Gras,
ich lasse sie ein wenig fressen, damit ihr Flüssigkeitshaushalt
wenigstens etwa aufgefrischt wird. Eigentlich läuft sie doch ganz
frisch weiter, nur halt nicht ganz so munter wie in der Gruppe. Eine
längere Asphaltstrecke nehmen wir gemütlich im Schritt, sooo
ehrgeizig sind wir dann doch nicht und Minchen hat Zeit ein wenig zu
verschaufen. Hin und wieder überholt uns einer der Sulkys. Mina
ist früher ja auch gefahren worden, da juckt es mich in den
Fingern, an einem Suky hätte ich schon auch Spaß, nur bei
uns zu Hause kann man fast nirgends fahren ... Die Strecke ist nicht
nur perfekt markiert, Superluxus, sogar die Pulskontrollen sind vorher
angekündigt. 400 m die nächste Pulskontrolle. Da sind sie ja,
Flocke, Puppe und Amarilis, sie verlassen gerade den Hof. Na, das kann
nicht gut sein für den Puls, aber Minchen hat nur 60 Schläge,
die Aufholjagt beginnt, da hat sie sie erkannt. Hallo! Wiehernd
begrüßt sie den Rest der Gruppe und übernimmt zusammen
mit Flocke auch gleich wieder die Führung. Da der nächste
gelbe Pfeil, schon biegt Minchen selbstständig ab. Nanu, hat sie
das geschnackelt? Tatsächlich, Minchen kann Pfeile lesen!
Die ortsansässigen Zuschauer halten viel Wasser bereit, immer
wieder säumen schwarze Bottiche unseren Weg. Diese Wasserstelle
scheint die mit dem besonderen Etwas im Wasser zu sein, diesmal
mögen alle Pferde. Puppe und Minchen stürzen sich auf den
selben Eimer und haben ihn halb geleert, bevor es ihnen auffällt.
Das Ziel ist in Sicht, wir liegen in einem guten T6-er Tempo, aber da
T5 vorgegeben ist, sind uns massig Zeitfehler gewiss. Die Anderen
starten zum Endpurt, wozu denn das? Puls 80, was soll es, Minchen geht
es gut und sie hat immernoch Speed. Auch hier gibt es kein
Gedränge, weil gleich durchgewunken wird und die Pulsmesser zum
Nachmessen auf dem Hof zu finden sind. Der Wassereimer steht noch an
Ort und Stelle. Minchen ist hin und her gerissen zwischen Ausschau
halten nach den Anderen und Grasen. Diesmal mag sie auch Wasser. Ich
sattel ab, wasche ihr den Schweiss vom Fell, lege ihre Decke auf. Nach
20 Minuten ist der Puls im Normalbereich bei 44 Schlägen.
Minchen, Du warst toll.
Jetzt darf auch die Sonne herauskommen. Auf dem Weg zurück zur
Paddockwiese sind die Sattelgurte locker, wir feiern das Fest der
fallenden Sättel ... mehrfach landet ein Sattel auf dem Boden, nur
der Startrekk bleibt, wo er ist.
Ui, jetzt hat sie aber richtig Durst. Der Salzleckstein wird auch
völlig zerlegt. Gute Idee, den habe ich jetzt immer dabei.
Beim Tierarzt ist alles in Ordnung. *jippie
Ein Stück Sahnetorte und den Quark mit den frischen Erdbeeren gönne ich mir.
Gerade will ich mich quer durch die Kuchentheke futtern, da wird auch
schon die Siegerehrung ausgerufen. Nanu, da geht aber flott hier.
Zuerst werden der älteste und jüngste Reiter geehrt, sowie
das älteste Pferd. Auch für das größte und
kleinste Pferd gibt es einen kleinen Sonderpreis. Die Plazierung
beginnt mit den 42 km Reitern. Stolz nehme ich die Plakette für
unseren 20. Platz entgegen, Tempo 5,8, das ist auf 42 Km mit 20%
Asphalt doch ganz ordentlich.
Geschafft.
Gut 200 km trennen uns vom heimatlichen Stall. die "Großen"
müssen sowieso bis zum nächsten Morgen bleiben, da
schließe ich mich gerne an. Minchen scheint auch ganz zufrieden
neben den beiden arabischen Fliegenschimmeln, obwohl das kleine
schwarze Pony mit einem ersten Platz bei den 30-km Fahrern abreist.
Nach der Anstrengung legt sie sich sogar hin zum Schlafen - nicht
unbedingt üblich in der Fremde. Nur warum die beiden Araber am
Morgen nicht mir in ihren Anhänger steigen, mag Minchen nicht
gleich einsehen, mit ein wenig Überredungskunst meinerseits -
"Minchen, wir fahren nach Hause" - steigt sie doch ein.
Zu Hause wird sie lautstark von Mirco begrüßt, sogar Shirmani verzichtet auf ein angelegtes Ohr.
Das war doch ein tolles Wochenende.
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