Ausritt Hückeswagen (Kotthausen)

So schön kann Wanderreiten sein
Ein perfekt organisierter Ritt. Pünktlich eine Woche vorher kommt die Einladung mit Wegebeschreibung und Karte per Post.
9 Uhr Abfahrt, verzweifelter Anruf vom Handy, "ja, wo bleibst Du denn nur?" - "ich, ich steh gerade mitten in Solingen, ich habe mir gerade einen Hund angeschafft"... na dann, fahren wir wohl mal wieder alleine los.
Leider führt uns eine große Baustelle in die Irre, so daß wir nicht mehr ganz so pünktlich am Treffpunkt eintrudeln. Abenteuerlich gewundene und immer engere Sträßchen führen uns nach Kotthausen zur Familie Laux, die zu diesem Ausritt eingeladen hatte. Noch etwas unsicher, ob ich das Gespann da wohl jemals wieder heil hinaus bringe, werden wir auch schon freundlich eingewiesen und auf eine große Wiese geschickt. Herrlich. Begeistert senkt Minchen ihre Nase ins Gras und ich kann in Ruhe satteln. Es fehlt noch ein Gespann - puh... 8 Reiterinnen mit ihren Pferden stehen bereites im Hof, gestiefelt und (nicht) gespornt. Da kommt auch das zweite Gespann angefahren. Nach der obligatorischen Pippischlange kann es losgehen.
Im Gänsemarsch zockeln wir vom Hof. Je nach Laune und Temperament formiert sich die Reihenfolge. Die Sonne scheint, ihr Licht bricht sich im Laub der Bäume. Ein Pferd meint, es müsse unbedingt galoppieren, vorne an der Spitze beruhigt es sich aber wieder. Andere halten besorgt ihren Kumpel im Auge, denn so eine große fremde Gruppe verunsichert manche Pferde doch enorm. Minchen ist das alles egal, eifrig stapft sie voran und bildet mit ihren kurzen Beinchen doch das Schlußlicht. Vor schwierigen Passagen wird aufgeschlossen, bis auch der Lumpensammler alles mitbekommt, die Schwierigkeit wird erläutert, so daß sie auch wirklich von allen gemeistert wird. Ein längeres abschüssiges Stück liegt vor uns, wer will kann führen. Alle nutzen die Gelegenheit, am langen Zügel trotten die Pferde auf dem Mittelgrün des Weges hinter ihren Reitern her. Die Strecke führt größtenteils durch Wald. Wir durchqueren eine Schlucht. Einzeln reitet jeder das steile Stück hinunter, im Schritt oder Galopp geht es auf der anderen Seite wieder hinauf, ein Satz über Baumwurzeln, schon sind wir oben. Jetzt aber schnell den Platz für den nachfolgenden räumen.
Durch schattige Tannenwäldchen, an Rinnsaalen vorbei, zwischen Feldern und Wiesen hindurch, die Landschaft hier oben ist wunderschön. Nach zwei Stunden reiten wir an einer Koppel mit zwei munteren Friesen vorbei auf einem Bauernhof mit Truthahnzucht ein. Wer sich an den großen schnatternden Vögeln vorbei traut kann absatteln. Für die Pferde sind großzügige Paddocks abgesteckt, 11 Eimer mit Wasser stehen bereit. Für die Reiter gibt es Kartoffelsalat, Kuchen, Würstchen, Krautsalat und superleckeres handgebackenes Brot sowie Ziegenmilch. Die Sonne brennt uns auf den Pelz, kann es irgendwo schöner sein? Perfekt organisiert, perfekt getimed > Wanderreiten kann doch herrlich und wunderbar erholend sein.
Mit kugelrunden Bäuchen bei Reitern und Pferden machen wir uns auf den Rückweg. Am Waldrand entlang geht der Weg eine Weile bergab, so daß wir wieder ein Stück führen. Zwei Radfahrer schieben schnaufend ihre Räder in entgegengesetzter Richtung. Warum wir führen, möchten sie wissen. Na, weil wir Wanderreiten, "Wandern & Reiten". "Ja, aber doch nicht bergab!" so die verdutzten Gesichter. Doch gerade, weil das die Gelenke und Sehnen belastet.
Natürlich sitzen wir bald wieder auf, nun stoßen wir auf eine Straße, die quer durch einen Bach führt. Ein schmaler Steg führt die Wanderer hinüber, doch die Pferde müssen hindurch waten. Das tiefe braune Wasser treibt manchem Pferd die Furcht in die Augen doch schließlich plantschen alle hindurch. Vom Hang hinunter beäugen ein paar Haflinger unseren Trupp. Wieder tauchen wir ab in die Wälder des bergschen Landes. Bald schon ist das Ziel zu sehen, da versperrt uns ein Zaun den Weg. Zwei Reiter sitzen ab, räumen das Tor zur Seite, damit wir ungehindert passieren können. Hinter uns wird das Tor selbstverständlich wieder sorgfältig geschlossen, als auch schon das muhen von Rindern zu hören ist. Eine Herde Rindvieh betritt die Bildfläche, zieht auf der anderen Seite des Zaunes ruhig an uns vorüber. Gut getimed!
Ein letzter Bogen noch, da steht auch schon unser Gespann. Minchen macht sich gleich wieder über das Gras her. Sie schiebt schon ordentlich Winterpelz, der trocknet in der Spätnachmittags Septembersonne. Sogar ein großer Eimer Wasser wird ihr gebracht, aber sie hat nur Augen für das saftige Grün. Versorgt mit den besten Tipps zur Umgehung der Baustelle machen wir uns auf die Heimreise. Was für ein wundervoller wunderschöner Tag, der so tückisch begonnen hat.
 
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