Das Minchenmobil fährt wieder

Teil IX: mit Tarpan auf die andere Rheinseite
28. Oktober 2007

unverhofft kommt oft - oder eine Mitfahrgelegenheit a la: Du nimmst mein Pony und ich Deine Kutsche. Die Idee kam vom Ulrich, weil man bei Köln am Rhein so schön fahren könne... Die Kutsche ist mit seiner Hilfe auch repariert, der Umsetzung steht also nichts im Wege.
In der Stille sprach nur der Wind... Schön war es, etwas windig, frisch, sonnig, rauh.

Der Einstieg klappt tadellos. Kaum ist Minchen im Anhänger, folgt auch Tarpan ohne zu zögern. Wir können starten.
Das Ausladen verläuft friedlich, hier ist alles flach, so weit das Auge reicht, in der Ferne hinter den Büschen kann man die Rheinauen vermuten.
Wir parken in einer Sackgasse, die Straße ist mir mehreren Poldern versperrt, aber mit meinem Kütschchen passen wir außen daran vorbei. Das konnte man schon auf Google Earth erkennen, Ulrich hat an alles gedacht. Ein kurzes Stückchen folgen wir dem Asphaltsträßchen, dann biegen wir ab in die Felder. Die Böschung runter uhh, das ist steil, aber mein Minchenmobil ist erstaunlich geländetauglich, wie sich das für einen echten Norweger gehört. Ein Sträßchen müssen wir noch überqueren, dann liegen endlos Wiesen und Felder vor uns. Knapp 10°, ein schöner Oktobertag. Und der Wind kommt immer von vorne.

Schnurgerade verlaufen die Wege zwischen den Feldern, die Büsche neigen sich immer weiter in den Weg hinein, das Gras wächst immer höher, durchsetzt mit Unkraut und Brennesseln und tiefen Regenlöchern. Geschickt umfahren wir die gröbsten Unebenheiten, aber der Weg wird immer unebener. Nebenan läßt es sich viel besser fahren, also queren wir flugs eine Passage zwischen der Böschung, ih, das war ein stacheliger Hagebuttenstrauch, aber alles ist gutgegangen, die Luftreifen sind stabil genug.

Oben auf dem Deich ist es noch zugiger, meine Mütze droht davon zu fliegen, nehme sie gerade noch rechtzeitig vom Kopf. Neben dem Deich in den Rheinauen ist es gleich wieder ruhiger. Viele Spaziergänger sind unterwegs. Wir reiten und fahren durch ein Auenwäldchen. Das Laub raschelt unter den Hufen, in der Ferne zieht ein riesiger Dampfer auf dem Rhein vorüber. Minchen trabt an, Tarpan friedlich vorne weg. Noch eine Woche, dann wir auch er angespannt werden...

Alles ist flach, alles ist Wiese, nur zweimal überqueren wir ein Sträßchen und zweimal den Deichradweg. Faszinierend, einmal keine Bremse zu benötigen, die seit der letzen Wartung wieder wie Butter funktioniert, aber das ist eine andere Geschichte, die ein anderes Mal erzählt werden soll.


Der Weg verliert sich in den Auen, im Galopp düsen wir über die Wiese, huch, das holpert nicht schlecht, springend, rappelnd hüpft die Kutsche über die rubbelige Wiese. Ich sollte mein Bockkissen mal besser befestigen, aber noch bin ich standfest. Schwups, da ist der Schuh weg. Das Luftpolster ist kaputt. Tarpan stürmisch oder etwas "durch den Wind"? Ja was denn nun? Aufgegkratzt, aufgescheucht oder ist es doch mein Flatterband an der Peitsche? Nicht so einfach, den Schuh dem Pony in der Schere wieder an zu ziehen, aber da Mina ja brav ist, klappt es. Etwas ruhiger ziehen wir weiter. Mina stetig, Tarpan zockelig, aber bald hat er sich auch wieder eingekriegt.

Zurück über den Deich, oh weh, da ist eine Schranke zu, zum Glück haben wir einen passenden Schlüssel dabei. Danke Monika. Ulrich, kramt den Schlüssel unter dem Kutschbock hervor, das ist Tarpan nicht ganz geheuer, überall wehen meine Flatterbänder, die wohl nicht nur die Autofahrer mächtig beeindrucken. Die Schranke schwenkt zur Seite, wir können passieren, doch Mina wiehert ungeduldig, als Herr Tarpan aus ihrem Blickfeld entschwindet. In der Schere kann sie nicht wenden und die Scheuklappen verwehren ihr den Blick. Vorne gehen findet sie garnicht gut. Fast stampft sie wütend den Boden. Da kann sie den Hals um 180° Wenden.
Ordentlich wird die Schranke wieder verschlossen, der Schlüssel verstaut, Tarpan übernimmt die Tete, da sind beide Ponies wieder zufrieden.

Zurück geht es über die Wiesen und Felder. Zwischendurch kommt sogar die Sonne ein wenig zwischen dem Hochdunst hervor. Nur richtig wärmen kann sie nicht.
Modellfluzeuge schrauben sich knatternd durch die Luft, wilde Loopings schlagend. Die Polder sind gut zugeparkt, überall liegen Modellflugzeuge, Düsenjäger und Hubschrauber, wie kommen wir da durch? Das wird Zentimeterarbeit. Gehorsam genau folgt Minchen meinen Hilfen. So mogeln wir uns am Autopark und Trailern vorbei. Da sind wir wieder bei unseren Autos. Die Ponies haben kaum einen Blick für die sirrenden Flugzeuge.

Fest steht, Teimina und Tarpan würden ein prima Gespann abgeben.
Im Wind sind sie trotz ihres arktischen Pelzes bald trocken. Ohne zu zögern betreten beide wieder den Anhänger, ja, wenn das so ist, so kann man das öfter machen... In knapp dreißig Minuten sind wir wieder zu Hause.

Zweieinhalb Stunden, nur Wiese, nur flach. Das war total schön, jetzt brauchen wir "nur noch" ein Zweispännergeschirr... *smile aber hier beginnt hoffentlich eine andere Geschichte, die ein anderes Mal erzählt werden soll.

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