Lehrwanderritt bei 40°
Eine Lehre
Dies ist unser erster Wanderritt. Wir begleiten 2 Prüflinge zum
Wanderreitabzeichen auf ihrem Lehrwanderritt und hoffen, dabei selber etwas
zu lernen. Außerdem erwarten wir natürlich Spaß und einen
Hauch von Abenteuer.
Findet der Wanderritt auch bei 40° statt? Ja, der Ritt findet bei
jedem Wetter statt, ist schließlich ein Lehrwanderritt und ohne diesen
können die Prüflinge ihre Prüfung nicht ablegen... Also
gut, weil es so heiß ist machen wir mehrere kleinere Pausen und steuern
jeden Bach an. Außerdem reiten wir die meiste Zeit im Wald. Auf geht
es.
Im Wald ist es angenehmer, als in der glühenden Sonne, trotzdem
sind die Pferde (und nicht nur die) in kürzester Zeit schweißgebadet.
Aufgesessen, abgesessen, wo ist nur der richtige Weg? Vor dem Gehöft
vorbei geht es weiter, über einen Hügel gelangen wir in die nächste
Senke. Da eine große runde Kuhtränke, der Stacheldraht läßt
sich leicht öffnen und unsere Pferde stillen ihren Durst. Sorgsam
wird alles wieder verschlossen. Abgesessen, aufgesessen. Wiesenwege, Schotterwege,
Feldwege, Waldwege. Da unten... von der Straße trennt und nur ein
kleiner Abhang, ein Serpentinenpfad führt uns hinunter. Puh, geschafft.
In der Tat haben wir dann eine große Pause gemacht. Kaum waren wir
an einem schattigen Grasplätzchen abgesessen, kam auch schon der Gartenschlauch
durch die Hecke, zusammen mit Eimern und 2 Flaschen eiskaltem Sprudel!
Ohhh, tat das gut. Vielen Dank an den netten Spender!
Natürlich hatten wir nicht nur Wald, die Asphaltstraßen
zogen sich in die Länge und auch auf manchem Feldweg stand nur so
die Hitze. Abgesessen, aufgesessen. 3 Liter Wasser werden weggetrunken
wie nichts, aber eine Pinkelpause brauchten wir trotzdem nicht. Wieder
einmal kommt uns der Weg abhanden, diesmal geht es bergab quer durch Kieferuntergehölz,
wie unangenehm. Minchen protestiert auf ihre Art, wenn man nur schnell
genug ist, gibt es bestimmt einen anderen Weg... nix da Minchen! Wie durch
ein Wunder erreichen wir ohne Schramme die Straße, der wir nach Links
folgen. Abgesessen, aufgesessen schon sind wir wieder im Wald. Vorbei an
einem eintrocknenden Pfützchen, wo das wohl herkommt? Langsam wird
der Tag lang! Abgesessen - und nicht mehr aufgesessen.
Endlich am Ziel, die verschwitzen Pferde gebadet, die durchtränkten
Satteldecken zum Trocknen gehängt strecken wir die müden Glieder
aus. Dann die altbekannte Diskussion, wieviel Kraftfutter braucht ein Norweger?
Für einen 2-Tages Wanderritt a 17 km nicht mehr als sonst, schließlich
reiten ich an anderen Wochenenden genauso viel. Ein schlauer Mensch hat
mal ausgerechent, daß ein Pferd in freier Wildbahn täglich ca.
17 km beim grasen zurücklegt, so ein Zufall... Außerdem ist
das kein Kraftfutter sondern melassierter Mais, Zucker pur, das ist sowieso
Gift für die Zähne. Dann lieber eine Extraportion Heu. Für
die Nacht gibt es eine Matraze auf dem Fußboden und eine kalte Dusche.
Ohh, tut das gut!
Am nächsten Morgen treten wir den Rückweg an. Es ist genauso
heiß, aber es weht ein frisches Lüftchen, da läßt
es sich aushalten. Minchen stapft munter voran, aber einmal hinten legt
sie den "es ist mir zu heiß Bummelgang ein". Dieser Weg endet im
Nirvana, das wissen wir vom Hinweg, warum müssen wir zurück den
gleichen nehmen? Warum nehmen wir dann nicht wenigstens den selben Weg
vom Vortag, da lag nichst so viel Unterholz, aber nein, drei Reiter schlagen
sich quer durch den Wald, spitze Kiefernäste am Boden. Ne, also wirklich,
muß das sein? Wem folg ich denn nun. "Wir treffen uns oben" ist die
superschlaue Antwort. Ein Königreich für eine eigenen Karte!!!
Mein stiller Wunsch wird leider nicht erhört. Also halte ich mich
rechts, das sieht von unten am gangbarsten aus und schon hab ich einen
blanken Draht am Hals, puh, gerde nochmal gut gegangen, da steht Minchen
mit beiden Beinen im losen Stacheldraht. Verdammt nochmal, kann man vor
sowas nicht wenigstens warnen???# Kommunikation mangelhaft.
Auch auf dem Rückweg nutzen wir die Tränke auf der verlassenen
Kuhwiese, um unsere Pferde saufen zu lassen. Minchen kennt die schon und
strebt eilig darauf zu. In der Ferne erklingt der Motor eines Treckers,
schnell weg. Hallo??? Bei der Hitze wird der Bauer ja wohl Verständnis
haben! Mein Protest verhallt unerhört. Immerhin machen wir diesmal
mehrere nicht ganz so lange Pausen. Da kommt auch endlich die Kritik, hätte
ich
bei einem Lehrwanderritt viel früher erwartet. Am Ende finden wir
noch einen größeren Bach, an dem Minchen endlich ihren Wasserhaushalt
ausgleichen kann, da sind wir auch schon wieder an den Hängern. So
Minchen, ruh dich erstmal aus.
Fazit: Wanderreiten gut und schön, aber nie wieder ohne eigene
Karte!
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