Sonntag früh am Stall
Um 7 Uhr in der Früh schrillt der Wecker und das am heiligen Sonntag
Morgen. Doch ich bin verabredet, kneifen gilt nicht und der Wetterzauber
ist gesprochen. Erst einmal Frühstück, Karten zurechtlegen, warm
einpacken. Nach der Erfahrung der letzten Woche zuerst die Regenjacke in
sGepäck. Noch ist es dämmrig, die Scheiben beschlagen, aber ich
muß nicht kratzen.
Mit nur 10 Minuten Verspätung komme ich zum Stall. Alles ist ruhig,
die Fensterläden geschlossen, nichts rührt sich, nur die Pferde
malmen bereits genüßlich ihr Heu. Minchen hat natürlich
längst alles verputzt und begrüßt mich überrascht
so früh am Stall. Die ersten Sonnenstrahlen blinzeln über den
Bergkamm.
Anhängen, Putzen, Auto beladen geht nicht, die Sattelkammer liegt
ebenso wie der Hof noch im verschlossenen Schweigen. Also Boxe misten,
Heunetz schon mal füllen und nachsehen, ob sich nicht doch irgendwo
etwas rührt. Tatsächlich, um halb neun öffnet der verschlafen
blinzelnde Bauer die Tür zur Sattelkammer. Also flugs Minchens Mistflecken
beseitigt - die natürlich alle noch feucht sind - Zeug packen und
anhängen. Minchen spaziert nach unserem Umzug überraschend gut
in den Hänger. 9:10 los geht es Richtung Leucht, in manchen Karten
auch als Xantener Forst ausgewiesen. Mittendrin gibt es zwei Parkplätze.
Ich wähle den Linken, erstens wirkt der viel größer und
zweitens kommen die meisten anderen wohl von der anderen Seite und biegen
dann rechts ab...
Wir sind natürlich mal wieder viel zu früh, können uns
in Ruhe umgucken, uns als Exoten bestaunen lassen, den Hänger reinigen,
die inzwischen getrockneten Mistflecken ausbürsten und satteln. Ein
Spaziergänger schaut erstaunt auf mein neues Kennzeichen - Sie kommen
tatsächlich von Lev hier herüber? Ja schon, ich bin verabredet.
Außerdem ist das hier immernoch irgendwie zu Hause.
Nun sind wir startklar und begeben uns auf die Suche nach dem Rest.
Vielleicht doch der andere Parkplatz? Aber nein, ganz vorne steht noch
ein Hänger und den kennen wir sogar. Ralf und Scotty sind auch pünktlich
zur Stelle. Während er hier die Stellung hält, sehe ich auf dem
anderen Parkplatz nach, aber dort ist niemand mit Pferd. Doch als wir wieder
die Straße überqueren sehe ich sie kommen, Simone und Ariane
mit Duffy und Billy. Prima. Nun outet sich auch ein einsamer Reiter als
IGler und es kann losgehen.
Aus 17 mach 5 und die Sonne lacht
Bei schönstem Herbstwetter - strahlender Sonnenschein und windstille
aber Winterfell-kompatible Temperaturen - machen sich 5 Reiter auf den
Weg durch die Leucht. 5 Reiter?, na dann fehlen ja blos 12, die mit mehr
oder weniger guten Ausreden feuchte leuchte Füße scheuen und
den Hochwald aufsuchen. OK, ein paar Pfützen gab es hi und da, die
von den Pferden akrobatisch umgangen oder einfach durchplantscht wurden,
aber im Großen und Ganzen waren die Wege gut gepflegt und in Ordnung.
So war das vorherrschende Geräusch das Rascheln des Herbstlaubes und
nicht quatschender Sumpf. Pech für die Daheimgebliebenen. Die Wege
sind sogar so gut, daß wir beschließen, ein Stück zu traben.
Minchen greift kräftig aus und hängt den Anderen bald auf dem
Hintern. Auch Scotty geht das zu langsam. Das paßt Billy nun wieder
nicht und tritt mal eben aus. Nichts passiert, aber jetzt wird Abstand
gehalten. Nun bestimmen Scotty und der Traber das Tempo, Minchen läuft
eifrig hintendrein und die heute garnicht rennsemmelige Duffy und Billy
traben hinterher. Stop ist vor der nächsten großen Pfütze.
Rechts und Links säumt Farn unseren Pfad, Minchen nascht heute garnicht,
ist einfach nur richtig gut drauf. Ich glaube, sie genießt diesen
Ausritt ebensosehr wie ich. Endlich mal kein steiniges Bergland, und die
Gesellschaft scheint ihr auch zu gefallen.
Der nächste Weg läd zu höherem Tempo ein, wir beschließen
zu traben, als der erste Ruf nach Galopp laut wird. Aber der Traber vorne
weg trabt und trabt und trabt immer schneller! Scotty ist längt zum
Galopp übergegangen und auch Minchen hat heimlich in den Dreitakt
gewechselt, holt weit aus, streckt sich über vereinzelte Pfützen.
Das Tempo ist gut, wir haben überhaupt kein Problem, Abstand zu halten
und der Dreck wirbelnder Hufe senkt sich lange bevor wir da sind. Und der
Renntraber trabt noch immer, irgendiwe bizarr, sieht irre aus, so von hinten.
Ich gebe zu, daß dieser Renntraber mich schwer beindruckt hat.
Als auch die Nachzügler aufgeschlossen haben geht es ruhiger weiter.
Die Gruppe paßt gut zusammen vom Tempo - wie gesagt, die Rennsemmel
bummelt und Minchen ist super drauf und so plaudere ich mehr, als meinen
Gedanken nachzuhängen... stelle ich fest, als ich am Abend bei meiner
Pizza den Tag Revue passieren lasse.
Wir erreichen den Waldrand. Auf dem offenen Feld ist die Oktobersonne
in der Lage unsere Glieder zu wärmen und das verschwitzte Winterfell
zu trocknen. Zurück im Wald ist es fast wie "zu Hause", zwei Anhöhen
gilt es zu erklettern, teilweise mit Treppenwurzeln gespickt mit Ausblick
über den Abhang ins sonnendurchflutette Tal. Minchen zieht an, gleich
wird sie übermütig werden, aber nein, sie ist artig. Die Ohren
wippen munter im Takt. Es ist schön hier! Der Pfad ist tief in den
Boden gefressen und ich muß aufpassen, nicht mit den Füßen
anzustoßen. Ohne Zwischenfall / Gegenverkehr meistern wir auch diese
Passage und sind bald zurück am Parkplatz.
Das gefällt Minchen garnicht. Lautstark wiehert sie nach ihren
neuen Freunden, zappelt herum und beeindruckt mit ihrem Gebaren die Spaziergänger.
Doch es hilft nichts, die geht in den Hänger, stampft ärgerlich
mit den Füßen und bleibt drin.
Es war ein schöner Ritt - tja, ihr lieben Daheimgebliebenen...