Nachricht vom Mondenkind

Ein Jahr später
29. November 2015

Genau heute vor einem Jahr ist sie eingezogen, die Kleine Mána, aber das ist eine andere Geschichte, die ein anderes Mal erzählt werden soll. Sie hat uns gut ausgesucht vor einem Jahr, denn sie wird ein tolles Wanderreitpony werden.

Zuerst ist sie viel als Handpferd mit gelaufen und musste sich alles genau anschauen und vieles bestaunen, aber bald wurde ihr das Tempo und die Runden von Minchen zu wenig und ich habe sie auch alleine unter dem Sattel mit raus genommen. Sie ist superfein zu handeln, selbst wenn es frostig ist und die Pferde munter, dann tanzt sie gerne mal Samba an Minchens Seite, aber ich kann sie immer halten selbst wenn ich auf Minchen sitze und sie nur ein Stallhalfter trägt. Inzwischen hat sie aber gelernt auch in höherem Tempo manierlich nebenher zu laufen. Je fitter sie wird, desto lauffreudiger wird sie auch, sie ist hochmotiviert, sobald wir an der Halle vorbei sind, immer für neue Wege zu haben und zu jeder Schleife bereit. Manchmal schlägt sie auch selber noch einen Abstecher vor. Sie kennt schon Züge in allen Variationen, den leisen ICE, die klappernde S-Bahn, den schnellen Regionalexpress und den ratternden Güterzug, von oben über der Brücke, von unten unter der Brücke oder von der Seite direkt neben den Schienen. Sie kennt enge Tunnel und Brücken jeder Art, enge Holzbrücken, breite Autobahnbrücken, scheppernde Stahlbrücken. Sie kann durch die Wupper gehen auch bei beginnender Dämmerung. Als Rica ihr das einmal vorgemacht hat, fing sie begeistert an zu plantschen, nachdem sie zuerst ein wenig überrascht über die Strömung um ihr Gleichgewicht gekämpft hat. Sie lässt sich wunderbar am langen Zügel reiten, sie beherrscht Seitwärts- und Rückwärtsgänge (seitwärts in die Büsche, damit der Trecker vorbei kann und rückwärts wieder runter, weil es zum Wenden zu eng war) und sie springt gerne. Baumstämme oder Leitungsrohre, wo man eigentlich auch prima drüber steigen könnte, die Mána macht das in einem Satz.

Unter dem ganzen Winterpelz ist eine elegante braune Jungstute zum Vorschein gekommen.

Wir haben ein erstes Spieleturnier bestritten. Ich hatte damit gerechnet, dass sie jedes Hindernis einzeln bestaunen würde und wir am Ende wegen Zeitüberschreitung disqualifiziert werden, aber dann hat sie doch über die Hälfte der Hindernisse gemeistert. Die Querstangen hat sie in einem Satz genommen, das erschien ihr wohl einfacher. Beim Stangen-L, das kann sie sehr wohl, aber da hat sie sich ablenken lassen, denn es war ein fremder Stall und lauter fremde Pferde. Ich hatte sie vorher auf einem Weidepaddock geparkt, da hat sie sich mit einem Isländer angefreundet, der neben ihr auf der Wiese stand und die ganze Zeit nicht von ihrer Seite gewichen ist, da musste sie gucken. Sie Plane mochte sie nicht, aber das hatten wir auch noch nie geübt. Den Slalom und den Flattervorhang hat sie gut gemacht, das Tor konnte sie noch nicht. Sie ist noch jung und ganz am Anfang ihrer Karriere, wer kann ihr das übel nehmen – außer dem Richter? Der mochte eindeutig keine Ponies. Diese Ponies wären sehr stur hat er gesagt. Ich aber war sehr stolz auf alle Hindernisse, die die Mána gemacht hat. Sie hat schon so viel gelernt in der kurzen Zeit, aber Turnieratmosphäre, das kann man zu Hause eben nicht üben.

Sie ist sehr umgänglich und sehr verträglich und sie passt auf mein Minchen auf. Sobald die Mina jemand ärgert, geht die Mána dazwischen, nicht böse, sie muss da einfach mal den Weg kreuzen und stehen bleiben. So hat das Minchen ihre Ruhe, da bin ich sehr froh drum. Sie hat einen neuen Boxennachbarn, den kleine Grumpymann und den mag sie sehr. Wir haben die Boxenwand niedriger gemacht, denn kaum sind beide in der Box, vergehen keine fünf Minuten und sie krabbeln sich gegenseitig die Mähne. Damit haben wir den Beiden eine große Freude gemacht. Mána kommt jetzt bequem an seinen Trog und an seine Mähne und an seine Tränke. Ihre eigene ist völlig eingetrocknet. Nur leider bleibt der kleine Grumpy nicht auf der Wiese, wenn ich meine Damen hole.

Überhaupt, das mit den Wiesen haben wir dieses Jahr super hinbekommen. Wir haben zum ersten Mal nicht nach Geschlecht getrennt, sondern eine Herde Warm- und Vollblüter, die vorgeht und eine Ponygruppe, die nachgrast. So konnte meine Beiden schon ab Juli den ganzen Tag mit raus und Mána steht bei ihrem kleinen Freund. Sie hat noch einen Freund, den Isländer Freki, die beiden spielen auch stundenlang Fellkraulen miteinander. Und wir auch. Mit dem Freki geht das sehr ruppig zu, aber mit mir macht sie das sehr sanft. Ich muss nur aufpassen, dass sie keine Bömmel erwischt, denn sie ist eine Bömmel-Fetischistin. Einen hat sie mir abgebissen, da hatte ich sie als Handpferd dabei und sie hat sich über meine Beinlampe geärgert. Ich glaube sie war in dem Moment selber überrascht, dass sie etwas erwischt hat. Sonst ist sie aber sehr lieb.

Im Frühjahr kamen die Kühe raus, Mána mag keine Kühe, das regt sie furchtbar auf. An Minas Flanke, da ist nichts gefährlich, auch keine Kühe, da wechselt man einfach die Seite und gut ist. Aber alleine…, Kühe, die an den Zaun kommen, das ging gar nicht. Da muss sie prusten und mit den Augen rollen und ganz eilig vorbei, sehr eilig. Inzwischen kann sie aber auch manierlich am langen Zügel an Kuhherden vorbei gehen.

Wenn ich sie lasse, dann wechselt sie munter durch alle Gangarten, aber am liebsten läuft sie Pass. Es gibt Tage, da kann sie nur Pass gehen, an anderen Tagen zeigt sie, dass sie ein Vielgänger ist. Das macht sie auch als Handpferd so und beim Laufen lassen in der Halle. Wir lernen es aber, ihre Gänge zu sortieren und ich lerne, wie ich den Takt verschieben kann. Sie kann ganz wunderbar tölten, sehr taktklar und auch sehr schnell. Man nehme: eine Herde Kühe und einen sanft ansteigenden Wiesenweg, dann geht sie ab, da bewegt sich nix und sie ist rasend schnell dabei, so muss die Sage um das achtbeinige Ross Sleipnir entstanden sein.

Sie mag Äpfel und Kirschen und Pflaumen. Die Kirschen, die holt sie sich im Frühsommer direkt vom Baum, die Pflaumen, die teilen wir uns. Ein Kern gegen eine weitere Pflaume. Eicheln mag sie auch, da ist sie ganz doll drauf, unter jeder Eiche bleibt sie stehen, weil sie die Früchte suchen will, das lasse ich aber nicht zu, wir haben auch auf der Wiese die Eichen ausgezäunt, das sind sonst zu viele.

Mit dem Hänger waren wir noch nicht viel draussen, einmal nur, da ist sie problemlos eingestiegen an Minchens Seite. Den Ausflug fand sie sehr spannend.

Jetzt hat sie sich wieder den dicken Winterpelz angezogen.

St. Martin musste sie auch schon gehen dieses Jahr, obwohl das noch gar nicht geplant war, aber das Minchen war leider zwei Tage vorher sehr krank mit Kolik und sollte sich noch erholen. Wir sind dahin geritten, mitten in die Stadt und das hat sie ganz toll gemacht. Vorbei am Bolzplatz, am Schwimmbad, durch den Kreisel, unter der Brücke durch. Wir waren viel zu früh, da habe ich sie noch ein wenig grasen lassen. Sie war völlig cool in der großen Stadt, trotz Baustelle, LKW, Busse, Laubsauger, Ampel, Blaulicht… Mir Musik und Polizeibegleitung ist sie gaaanz laaangsam vor dem Zug her spaziert. Sie hat sich super benommen, wie ein Profi. Promeniert seelenruhig über die Holzbrücke, vorbei an gelb Blinkenden Autos, an bellenden Hunden lässt sie sich weder von überholenden Kindern noch vom raschelnden Laub ablenken. Sie kennt die Strecke. Zurück am Kindergarten stehen wir am Tor, Mána wartet brav, bis alle an ihr vorbei spaziert sind. Aber sie ist noch jung, verspielt und neugierig, so schnappt sie verspielt nach einer Laterne und erwischt diese auch. Die sah aber auch aus wie ein Bonbon! Sie ist eine Bommel-Fetischistin. Mina steht ja immer wie ein Standbild, aber Mána muss in jede Tasche gucken... Das verschafft ihr Respekt, nur wenige Kinderhände wollen sie anfassen. Dafür ist es jetzt am Tor ruhig, alle sind im Kindergarten um das Feuer herum versammelt. So haben wir einmal Gelegenheit, vom Tor aus zu zusehen. Die Musikanten spielen direkt neben uns, Mána ist die Ruhe selbst. Als alles zu Ende ist, machen wir uns auf den Heimweg. Mána läuft gänzlich entspannt.

Das hat so gut geklappt, dass ich sie auch für den nächsten Zug eingeplant habe, wo wir mit dem Anhänger hinfahren müssen. Da hat sie mir aber einen Strich durch die Rechnung gemacht, denn ohne Minchen ist sie nicht eingestiegen. Da halfen kein Futter und kein gutes Zureden und als die Zeit knapp wurde, habe ich abgebrochen und das Minchen genommen.

Seit dem haben wir zweimal einen Ausflug mit dem Hänger gemacht und das Verladen geübt und jetzt klappt es wieder. Sie hat die ganze Woche die Reste von Minchens Mash aus dem Eimer bekommen und heute ist sie einfach dem Eimer hinterher spaziert, ganz so wie genau vor einem Jahr, als ich sie geholt habe.

Es ist immer eine reine Freude sie zu reiten, sie als Handpferd dabei zu haben oder auch einfach nur sie zu beobachten oder mit ihr zu schmusen, denn das lieben wir auch sehr. Sie versteht sich sehr gut mit allen Pferden, sie folgt Minchen auf Schritt und Tritt, wenn die Zwei spazieren gehen und sie fressen friedlich aus einem Heunetz und sie passt auf mein Minchen auf. Sie ist unser Mondenkind.

Die Mána passt perfekt zu uns, sie ist einfach perfekt.

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