super Minchen mobil

Mit dem Minchenmobil auf einem Turnier
16. September 2007

Aufregend war es und ein wenig verwirrend.
Kein Abzug für fehlende Ausrüstung, das war der springende Punkt. Ich mache so viel, was traditionsbewußte Fahrer wahrscheinlich auf die Palme bringt, ich fahre mit Kumt und Postkandarre, ich habe überhaupt ein schwedisches Kumt auf einem Norweger mit einem amerikanischen (?) Buggy hintendran, ich finde die roten Scheuklappen ultracool und in ein Jacket bekommt man mich nicht hinein... Hut oh no, Helm immer, Bockdecke nur im tiefen Winter und die Lampen sollen bitte für Nachtfahrten taugen. Nur um die Handschuhe kam ich nicht drum herum.
Also, das schien die richtige Veranstaltung zu sein, einmal ein wenig Fahrerturnierluft zu schnuppern, ohne gleich davon gejagt zu werden und so war es dann auch. Wir wurden sehr nett aufgenommen.
Aber zunächst einmal mußten wir die Kutschen verladen. Zu diesem Zweck hatten wir uns den großen Holzanhänger von unserem Hofherrn ausgeliehen.
Petras Kütschchen passt quer darauf, man bekommt nur so gerade eben die Seitenklappe nicht mehr zu. Meine Kutsche paßt knapp längt dahinter. Spanngurte hatten wir auch, nur nicht die richtigen. Da mußte erst Ulrich her, der massig davon mit Nadeln gespickt in seinem Auto hat. Mit seiner Hilfe konnten wir die Kutschen dann auch sicher festzurren. Mit einer logistischen Meisterleistung wurden auch die Scheren noch sicher unter den Kutschen untergebracht. Jetzt war es zwar schon neuen Uhr durch, die Siegerehrung der Königsforstralley war sicher gelaufen, aber wir konnten am nächsten Morgen in aller Ruhe und Frühe starten. Acht Uhr Abfahrt, *schluck gähn...
Es zeigte sich aber, daß Petra mit ihrer großzügigen Zeitplanung recht hatte, ein Fahrturnier ist deutlich aufwändiger, als ein Reitturnier. Da mußten die Kutschen wieder abgeladen werden. Da fehlte die Seitenklappe - die wir ja nicht hatten schliessen können - um die Rampe für die Kutsche einzuhaken, da muß das Pferd aufgeschirrt und angespannt werden, da müßen wir die Strecke zum Fahrplatz durch den Wald finden, melden, abfahren starten, oh, das ist alles so aufregend gewesen.

Zum Glück hat Minchen Schuhe an, so kann ich auf den steinigen Wegen ein wenig abfahren. Susanne und Lion hatte ich als Beifahrer im Gepäck. Stundenlang hatten wir miteinander telefoniert, um unser Outfit aufeinander abzustimmen, um uns gegenseitig nervös zu machen :-). Während wir auf unseren Start warten und die Turnieratmosphäre auf uns wirken lassen, wird unsere Spurbreite gemessen. Natürlich werden wir auch als "Fremde" angesprochen. Wo wir den Fahrabzeichen gemacht hätten *blush, noch garnicht.

Petra ist zuerst an der Reihe. Peppy - barhuf und nicht abgefahren versucht ein wenig Schwung in den Laden zu bringen, statt zu halten steigt er erstmal. Dann macht er seine Sache aber sehr gut. Direkt im Anschluß an die Dressur wird der Kegelparcours gefahren. Da wir das Geländefahren nicht genannt haben, ist Peppy für den Tag fertig.

Peppytto...

* alle Peppy-Kutschenbilder: Manuela Horst

Minchen, sonst gerne klebrig am Reisekamerad ist völlig cool, als Peppy die Kutsche zum Parkplatz zurück bringt. Wir haben noch eine gute Stunde Zeit. Gemütlich bummeln wir über das Gelände, durch den Wald und zwischen den anderen Kutschen hindurch. Dösen in der Sonne oder Minchen knibbelt ein wenig am Rasen. Ich werde immer nervöser, bete die Aufgabe beschwörerisch vor mir her. Unweigerlich rückt der Start näher. Doch noch die alberne Bockdecke anziehen? nein. Es wird mir schon keiner den Kopf abreissen.
Da sind wir dran, oder doch nicht? Da ist plötzlich noch eine Starterin vor uns. Eine Galgenfrist.

Aufgeregt fahre ich in den Parcour ein. Minchen ist flott unterwegs. Eine Runde zum anschauen, dann geht es los, Halten, Grüßen da ist mal wieder die ganze Spucke weg. Die Leinen flutschen durch die Handschuhe, die Pylone wirken wie ein Irrgarten. Der Platz ist mit orangen Pylonen abgesteckt und die Kegeltore stehen auch schon. Hoffentlich walzen wir die nicht schon in der Dressur platt. Rechte Hand, Kehrtwende. Wo zum Teufel ist D? Eine Runde auf dem Zirkel, Leinen aus der Hand kauen lassen, das geht nicht, die schlackern eh schon, Schwups, da ist mein Hut weg - da denkt Susanne plötzlich, warum denn der Parcoursdienst den selben Hut an hat, wie wir :-) Ich hätte doch was mit meinen Haaren machen sollen, Tritte verlängern, Kehrtwende, zehn Sekunden Unbeweglichkeit. Ich zähle bis zwölf, trotzdem war es zu kurz. Schritt, Trab, Schlagenlinien durch die ganze Bahn. Jetzt habe ich endgültig die Orientierung verloren. Sind wir noch im Viereck? Keiner disqualifiziert uns, Glück gehabt. Auf die Mittellinie abwenden und bei G halten, nur an welcher Stelle ist G?
Tja, das war die Dressur und gleich ertönt die Glocke zum Hindernisfahren.

Minchen...




Jetzt wird es lustig. Wir haben im Vorfeld ein paar Tipps bekommen, immer in der Mitte durch, das muß ich jetzt "nur noch" in die Tat umsetzen. Langsam kehrt die Spucke zurück. Das Starttor ist ziemlich breit, das gibt Sicherheit, auch das erste Tor ist schnell und gerade genommen, außen um die fünf herum und durch die zwei. Jetzt wird es eng. Geschickt manövriert Minchen die Kutsche durch die Ecke und Tor drei, sie hat ja viel mehr Erfahrung, als ich, wenn es auch sieben Jahre her ist. An der vier vorbei, die wird von der anderen Seite genommen, nur den Bogen groß genug nehmen und im Bogen durch fünf und sechs, das passt nicht, plumps, bautz, fallen die Bälle hinter uns. In einem leichten Schlenker geht es durch die sieben und s-förmig durch die Acht, nun sind wir aus dem Takt. Munter rollen die Bälle durch den Parcours. Die neun muß wieder von der anderen Seite angegangen werden, kurz Zeit für mich, uns wieder zu fangen, laß uns den Rest mal ordentlich fahren Minchen, wir brauchen hier keinen Rekord im Bälle kegeln... Die letzen Tore nehmen wir sauber und konzentriert, die Bälle bleiben wieder liegen. Ziel. Geschafft. Das war lustig, das möchte ich gerne nochmal machen.

noch mehr Minchen...

* alle Minchen-Kutschenbilder: Manuela Horst

So, Minchen, Du warst toll. Bringst Du uns noch die Kutsche zurück zum Auto? Schnell sind die Kutschen wieder auf dem Anhänger und festgezurrt, wir wissen ja jetzt, wie es geht. Zurück am Turnierplatz schauen wir uns noch die anderen Fahrer an, futtern uns durch das reichhaltige Kuchenbüffet und den Grillstand. Geniessen die Sonne. Minchen kanbbert an dem spärltichen Gras oder beobachtet das Treiben um sie herum. Petra holt Wasser für die Pferde aus dem bereitgestellten Wasserwagen. Wie immer hat Minchen ordentlich Durst. Lion versucht sich als Fotograf. Das ist ein richtig schöner Tag.

Und die anderen beim "Geländefahren"...




Fazit, der Parcours aus lauter orangen Kegeln war für mich etwas verwirrend, aber es war lustig und hat Spaß gemacht. Wir werden noch fleissig üben und eines Tages machen wir das nochmal - wir können ja fast nur besser werden!

Ich habe mich standhaft geweigert, eine Bockdecke anzuziehen. Nicht, dass einer denkt, ich hätte das Turnier mit der Westernralley zwei Wochen später verwechselt, nein, mein "Westernturnieroutfit" war schon Absicht, ich bin einfach nicht so der Fan von klassischen Turnieren - und kostümiert sind die Fahrer ja alle irgendwie.

Der Rheinische Bergische Fahrverein Marienheide e.V. ist ein netter Verein mit einem bunten Programm so richtig nach meinem Geschmack. Ich glaube, den Verein muß ich mir merken.

nun ist sie doch eingeschlafen
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