RSG Mertener Hof
Siebengebirgscup 2006
Das
Regenwetter will einfach nicht aufhören. Nach einem
Jahrhundert-Juli bekommen wir jetzt wahrscheinlich einen
Jahrhundert-August: so nass wie noch nie ... Minchen schiebt einen
Winterpelz, daß einem Angst und Bange werden kann. Ich reite
einen Bären und siehe, es ist toll.
Minchen, heute habe ich eine Überraschung für Dich. Als "ihr"
Anhänger auf den Hof rollt, wohnt da schon wer! Na sowas aber
auch. Da muß man doch erstmal gründlich diesen Schweif
beschüffeln. Auch Primo, der große Schimmel schaut sich
neugierig um. Na, ihr Zwei, kennt ihr Euch noch von der Veluwe? Minchen
beschließt, daß sie ihn riechen kann und steigt ein, nun
wird auch Primos Nase untersucht. Unser erster Job heißt, wie
umschiffen wir die Bierbörse am geschicktesten?
Die Veranstaltung vom RSG Mertener Hof ist als Pferderalley
ausgeschrieben, 20 km in einer Mindestzeit von zwei Stunden, das klingt
in meinen Ohren nach T6 und einer distanzähnlichen Veranstaltung,
zumal der nächste Ritt in Vinxel mit einem Zeitfenster
ausgeschrieben ist. Damit liege ich daneben, die Veranstalter wollten
einfach keine Rennerei "wie beim Ride and Cycle, wo die Leute hinterher alle auf dem Asphalt getrabt sind, nur um in der Zeit zu bleiben"
... Ohh, ob wir damit gemeint sind? - Aber ein Zeitproblem hatten wir
definitiv nicht und auf Asphalt sind wir prinzipiell auch nicht
getrabt, aber das ist eine andere Geschichte, die ein anderes Mal erzählt werden soll.
Wir haben eine gemütliche Startzeit erwischt, 12 Uhr geht es
für uns los. Das Wetter klart auf, es könnte sogar schön
werden. Den Hof zu finden war eine leichte Übung, schwieriger wird
es, sich auf einen Hängerparkplatz zu einigen. Sylvia mit wenig
Rangiererfahrung setzt den Anhänger vor das Dixiklo, der Bauer
würgt den Wagen mit einem mächtigen Satz gleich ab. Das
gefällt mir und vor allem den Pferden nicht. Ende, Ausladen und
ich rangiere. Wie würgt man bitte einen Automatikwagen ab????
Wieder etwas gelernt. Jetzt steht das Gespann zwar in einer
großen Pfütze aber es steht und wir haben Zeit.
Ausgerüstet mit Proviant (eine Minitüte Gummibärchen)
und Laufzettel gehen wir an den Start. Die Streckenkarte führt uns
die Straße hinunter, nach zwei Kurven sind wir schon am ersten
Posten. Die Gruppe vor uns steht noch an und da es eine Einzelwertung
gibt, müssen wir hinter der Kurve warten. Kein Problem, solange
das Gras lang, grün und saftig ist. Sylvia ist zuerst dran, aber
Minchen läßt sich nicht stören, erst als Primo wiehert,
hebt sie lauschen die Nase aus dem Graben.
Als auch wir um die Ecke biegen dürfen, erwartet uns der
Teebeutelweitwurf - natürlich rückwärts und mit den
Zähnen, sonst wäre es ja langweilig. Auch eine Frage
müssen wir jeder für sich beantworten, welches Gelenk beim
Pferd entspricht dem menschlichen Handgelenk? (Es ist das
Vorderfußwurzelgelenk, aber Karpalgelenk wäre auch richtig
gewesen, lieber Posten, wirklich.) und fünf Darmabschnitte des
Pferdedarms möchten sie von uns wissen (Blinddarm, Dickdarm,
Dünndarm, zwölf Finger Darm, Grimmdarm - habe ich mal so in
die Gegend geworfen ...).
Primo hat seine Siebenmeilenstiefel an, im Schritt ist er Minchen
mehrfach überlegen, aber im Trab passen die zwei Pferde gut
zusammen. Ich bin wegen des Tempos etwas verunsichert, dürfen wir
jetzt flott reiten? Hier ist der Boden gut und läd zum Trab ein.
Doch wir müssen immer wieder anstehen, weil eine
fünfer-Gruppe vor uns halt etwas länger für die
Abfertigung benötigt. Es sind zwei Fjordies dabei und ein
Riesenesel, den hat Minchen aber zum Glück noch nicht bemerkt,
Minchen hat eine Vorliebe für Esel.
Am zweiten Posten müssen wir wieder anstehen, es scheppert heftig, was mag uns da wohl erwarten?
Es sind Eisen, Hufeisen, doch welches gehört nach vorne und
welches ist hinten? und was wiegt das Hintere wohl? Ich behaupte es
sind ca.80 g, es waren aber 330 g - ich sollte es wirklich lassen ...
Nun muß das Eisen nur noch in der Tonne landen, per
Hufeisenweitwurf ... bei mir scheppert da leider nichts. Was befindet
sich auf der Rückseite der deutschen Euromünzen? - das ist
einfach, aber was bedeutet dei blaue Linie im Wappen von NRW? Aha, da
war einer beim Ride and Cycle - hehe :-) und ich habe aufgepasst.
Primos
Nase juckt und juckt und kein Baum, keine Bürste in der Nähe,
nur Minchens Popo - Peng, das darf er nicht. Im Wald stossen wir auf
den dritten Posten. Auf einem gefällten Baumstamm liegen zwei
Reihen Buchstaben, aus denen wir ein Wort zusammensetzen sollen.
HAUUTTERRF Halfter, Hafer, verdammt, mir fehlt ein L. Das fressen alle
Pferde, Silo, ne, wirklich alle, auch Minchen? Ach, doch, das fressen
wirklich alle Pferde... Was bedeutet ox und was xx, na, das ist easy,
wissen aber anscheinend Viele nicht, es hat eine Bedeutung in der
Pferdezucht. ox ist das arabische Vollblut, xx das Englische. In
welcher Vorschrift oder Verordnung ist das Verhalten auf
öffentlichen Wegen und Straßen geregelt? Außerdem
bekommen wir noch ein Kreuzworträtsel mit auf den Weg.
Sitz und Hilfen, gar nicht so einfach dieses Rätsel, auf Anhieb
haben wir nur zwei Antworten von zehn ... Es beginnt zu regnen, sanfter
Nieselregen, unterbrochen von stärkeren Schauern. Es geht die
Straße hinunter, um eine Spitzkehre, nun sind wir auf dem
Rückweg. Die Mindestreitzeit von zwei Stunden ist
erreicht, wir müssen uns keine Sorgen um die Zeit mehr machen,
jippie, den
Waldweg geht es im Galopp hinauf. Nun verlassen wir den
schützenden Wald, neben uns liegt eine große Wiese und vor
uns muß bald der nächste Posten liegen. Da sehen wir auch
schon die Gruppe mit den Falben und dem Esel grasen, na das kann
dauern, also lassen wir auch grasen, bis ich durch den Regenschleier
erkenne, das da garkein Posten ist ... dafür hat Minchen den Esel
gewittert. HöHöHö trabt sie auf der Stelle, kerzengerade
aufgerichtet, den Hals gebogen, den Kamm geschwollen - hey Minchen, Du
bist eine Stute und das Eselchen dazu! Aber sie muß ihr unbedingt
an der Quaste schnuppern. HöHöHÖ. Verrücktes Huhn.
Als die Gruppe mit der Aufgabe durch ist und weiterreitet, hat Minchen
sich zum Glück beruhigt und grast friedlich neben Primo, so
daß ich meine volle Konzentration der Aufgabe widmen kann,
produziere eine möglichst lange Apfelschale! Hach wie schön,
wenn der Apfelsaft die Hände verklebt. Je schmaler die Schale,
desto länger die Spirale, aber desto leichter reißt sie
auch. Ich bemühe mich, meinem eher groben Anfang einen filigranen
Abschluß zu verpassen. Das Äpfelchen bekommt natürlich
Minchen. Nun müssen wir noch Gegenstände in einem
Baumwollbeutel ertasten, eine Möhre (darf Mina die haben?
*Scherz), eine Wäscheklammer, ein Zaunisolator, ein Schnuller und
ein länglicher, leicht konisch zulaufender glatter metallener
Gegenstand mit einer etwas ovalen Öse, was zum Teufel kann das
sein??? Ein Splint, ein Flaschenverschluß, ein
Schlüsselanhänger? Ah, ich bin kein Biertrinker, es ist ein
Flaschenöffner. Jetzt nur noch die obligatorischen zwei Fragen,
seine Mutter ist eine Stute, sein Vater ein Esel, was ist das? Na, ein
Maultier natürlich und umgekehrt, die Kreuzung aus Mutter Esel und
Vater Hengst heißt Maulesel.
Nun regnet es sich richtig ein, über eine Straße führt
der Weg wieder in den Wald, heraus aus dem Wald, entlang an einer Wiese
und zurück über die große Straße, nanu, hat hier
auf dem Hinweg nicht ein Helfer gesessen? Ich erinnere mich dunkel,
daß auf dem Hinweg etwas von "gerade über die Wiese" gesagt
wurde, tatsächlich, das niedergetretene Gras weist uns den Pfad.
Der
Regen läßt kurz nach. Das ist gut, denn wir müssen
absitzen und ein Schaukelpferd mit dem Lasso einfangen (meines
schaukelt danach immernoch frei über die Wiese ...) Wieviele
Zirkelpunkte hat eine 20x40 Meter Reitbahn und wie heißt das
Pferd von Lucky Luke, Pippi Langstrumpf und Winnetou? Außerdem
sollen wir einen Stein von 100 g mit ins Ziel bringen - ich liebe
Steine ...
Diesmals ist es Primo, der auf der Stelle trabt und unbedingt die
Gruppe vor uns einholen möchte. Wiehiiehie. Sylvia sitz ab, mit
den letzen Regentropfen entscheiden wir uns für je einen Stein.
Meiner hat ungefähr die halbe Größe von den Steinen,
die bei der Harry Potter Ralley so abgegeben wurden, da sollten es 200
g Stein sein, aber das ist eine andere Geschichte,
die ein anderes Mal erzählt werden soll. Jetzt streckt sogar die
Sonne ihre Strahlen zwischen den Wolken hindurch und wir sind im Ziel.
Haben wir unsere Gummibärchentüte noch? Das gibt zehn
Extrapunkte, wenn der Müll nicht im Wald gelandet ist,
natürlich haben wir die Tüte noch. Sylvia hat gut
geschätzt, ihr Stein wiegt 102 g, meiner hingegen bringt sage und
schreibe 191 g auf die Waage ... *ohne Worte.
Auf den Trail müssen wir wieder kurz warten. Es gilt ein Labyrinth
zu durchqueren, ohne daß die Stangen von den Steinen purzeln, die
Stange zum Balancieren und die Wippe sind durch den Regen zu glitschig
geworden und gestrichen, der Platz ist aber offensichtlich gut angelegt
und gut drainiert. Mühle mit einer Kordel voller Luftballons
interessiert Minchen wenig, der Möhrenslalom dafür um so
mehr. Plötzlich hat Minchen die Möhre entdeckt, da muß
sie unbedingt mal naschen. So war die Aufgabe doch gedacht, oder?
Beim Tisch umdecken mag sie leider überhaupt nicht stehen bleiben,
ob ich die Schuhe doch besser ausgezogen hätte? Dafür folgt
die brav beim Sackhüpfen, eh ho Minchen, nicht überholen
bitte. Schnell wieder aufsitzen, angetrabt und durch den Querschlag. Da
habe ich die Rechnung aber ohne Minchen gemacht, polter die polter,
denn das Ausbüxen konnte ich gerade noch verhintern ...
Nun aber schnell die Pferde versorgt und übers Büffet
hergemacht. Wir haben unterwegs reichlich Essensmarken ergattert, es
gibt leckere Salate, herrlichen Kuchen und für Nicht-Vegetarier
auch jede Menge vom Grill. Kaum ist der Magen gefüllt, wird auch
schon zur Siegerehrung gerufen, die ersten fünf Reiter - getrennt
in Jugendliche und Erwachsene qualifizieren sich für den
Siebengebirgscup, ab Platz Zehn gibt es kleine Preise und für
jeden Teilnehmer ein Schleifchen.
Gerade will ich enttäuscht feststellen, daß es keine
Urkunden gibt, da fällt das auch den Veranstaltern auf,
natürlich gibt es Urkunden :-)
Und wer steigt jetzt zuerst ein? Minchen, Du bist das erfahrenere
Pferd, Du solltest vorgehen. Aber Vorgehen mag Minchen überhaupt
nicht. Beide Pferde bleiben allerdings lieb auf der Anhängerrampe
stehen ohne ein Tänzchen auf zu führen. Bis ich Primos
grüne Longe eingehängt habe, ist er schon eingestiegen und
Minchen folgt ihm auf den Huf.
Das war eine sehr schöne erste Ralley der RSG Mertener Hof mit lustigen Aufgaben und
wenn man die Abstände der Startzeiten der Gruppengröße
angepaßt hätte, wäre es perfekt gewesen. Eine von ganz wenigen Ralleys mit anwesendem NRW und Tierarzt!
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