Kutschenkorso zum Herbstmarkt

Oberdrees
11. Oktober 2009

Uff, ist die Kutsche schwer, gut, dass kräftige Männer gleich mit anpacken, wenn drei Frauen alleine unterwegs sind... vielen Dank dafür. Auch beim Ausladen haben wir gleich Hilfe bekommen.
Einer Eingebung folgend habe ich die Kutsche am Abend vorher noch mit reichlich Herbstlaub geschmückt, das hat gut gepasst, nur an unserem Outfit müssen wir noch basteln, da waren soo tolle Gespanne dabei... eine Kutsche mit Dülmener Wildpferden, Haflinger mit Milchkannen und Früchten, Friesen, Freiberger mit schweizer Fahne, Victoria, Waggonetten, ein kleines Ponygespann, Trachten, Hüte, fein herausgeputzte Pferde, ein richtig schönes buntes Bild.
Die Metallräder der Victoria rumpeln scheppernd davon, sie hinterlassen Spuren im Asphalt, da können wir gut folgen. Plötzlich Geschepper, ein Knall, da kommt ein Pferd angaloppiert, die Kutsche am Auto abgestreift, au Backe. Zum Glück nur Sachschaden. Wir fahren Minchen schon mal ein wenig warm, der sieht aber platt aus, der ist platt... Flugs wird der Reifen geflickt. Gut, dass wir auf Hartgummi fahren. Eine Kapelle zieht vorüber, plötzlich Sorge, es könnte eine Pauke dabei sein und Minchen ist doch nicht schussfest... aber wir werden beruhigt, nur Menschen und Trecker und ein Lautsprecher, dann ist es ja gut.



Im zwei Minuten Abstand fahren wir los, ca zweihundert Meter trennen uns vom nächsten Gespann, so zuckeln wir gemütlich durch die Gemarktung. Zugig ist es, wir bekommen richtig Farbe im Gesicht, ein schaurig schöner Herbsttag, kalt bläst der Wind über die Felder. Meine in einer spontanen Nachtaktion kreierten Flaggen flattern lustig am Wagen, Mina strebt dem Herbstmarkt entgegen, oder möchte sie gerne die Pferde am Vorläufer-Gespann kennen lernen? Lidija ist ein ebenso begeisterter Blinker wie Lion.
Wir nähern uns dem Höhepunkt, Einfahren im Trab, viel viel Volk ist auf der Straße und aller Augen sind auf uns gerichtet... Minchen steht brav still, während wir vorgestellt und professionell kommentiert werden. "Minchen mit dem Minchenmobil, ein Fjordpferd mit Original- Norwegerkumt, diese Anspannung sieht man in Mitteleuropa nur ganz selten..." (ausser in Norwegerkreisen natürlich, aber auch die bevorzugen meistens das Brustblatt). Besonderheiten der Anspannung, es gibt eigentlich keine Zugstränge, das Geschirr ist auch bei -40°C mit Fäustlingen an- und ausspannbar. Das muß so sein...
Das Bad in der Menge.
Mit Applaus, einem dicken Pokal und stolzgeschwellter Brust werden wir verabschiedet. Minchen, das hast Du toll gemacht.
Über die Bundesstraße hilft uns wieder die Feuerwehr. Hinter uns scheint es einen Unfall gegeben zu haben, die Deichsel ist gebrochen und das Pferd keilt tüchtig aus. Gut, dass die Feuerwehr gleich vor Ort ist.
Jetzt hat Mina es aber eilig, sehr eilig, tüchtig zieht sie voran, sie läßt sich kaum bremsen.  Möchte sie die Hochzeitskutsche vor uns einholen - oder gar überholen? Nein, sie spürt den aufziehenden Regen.
Fix verladen - danke für die Hilfe mit der Kutsche - Mina wirft einen sehnsüchtigen Blick auf die Pferdeweide. Komm, wir fahren nach Hause. Dort hat es tüchtig geregnet. Was ein Glück. Was ein toller Tag. Ein Tag mit Schutzengeln.
Der Blumenschmuck bleibt noch ein wenig an der Kutsche. Ab in den Urlaub, aber das ist eine andere Geschichte, die ein anderes Mal erzählt werden soll.

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