Ostersonntag.
Wasser von oben und von unten. Zwei tapfere Reiter machen sich mit
ihren Pferden auf ins Bergische Land. Wälder, Täler und
Berge, Abenteuer pur.
"Hab wieder was geplant" war der harmlos klingende Betreff einer eMail
vom Ulrich. Seit Zülpich sind wir begeisterte Wanderreiter, aber
das ist eine andere Geschichte, die ein
anderes Mail erzählt werden soll. "Hab wieder was geplant"
startete sehr spontan eine Woche später.
Es ist ziemlich frisch, kälter als ich gedacht hätte, schnell
hole ich mir noch ein paar Handschuhe aus dem Schrank. Der Regenponcho
muß auch mit. Los geht es, erstmal den Höhenweg hinauf, am
Bienenstock vorbei, dort erwischt uns der erste Schauer.
Im Wald sind wir etwas geschützter, schön ist es trotzdem.
Frei nach dem Motto, wir haben die richtige Kleidung queren wir Eifgen
und Dhünn. Das Wasser schmeckt nicht. Wir folgen dem Reitweg.
Oben angekommen ein grandioses Panorama, dunkle Wolken treiben durch
das Bild. Die Stimmung ist irgendwie herbstlich. Die grünen
Blätter
fehlen, wir sind früh in die Saison gestartet. Doch wenn man genau
hinschaut, sprießt und knospet es überall. Die nächste
Dusche ist uns
gewiss.
Der Weg verliert sich im Nichts oder ist zugebaut. Viel Umweg, viel
Straße. Aber auch sehr schöne Pfade. Im Bergischen geht man
nicht mal eben übers Stoppelfeld. Im Tal hat das Navi keinen
Empfang und immer wieder heftiger Regen würzt uns den Tag. Nun
erkennt Minchen die Gegend wieder, ihr Navi funktioniert überall,
hier waren wir schon mal mit dem Anhänger, daran erninnert sie
sich, sie wird immer eiliger. Oder ist es der Regen, der uns schon
wieder eingeholt hat?
Abends ein um so herzlicher Empfang bei Elke. Alles ist naß. Die
Pferde bekommen frisches trockenes Stroh und einen Berg Heu. Friedlich
mümmeln sie, während wir uns im Pfannkuchenhaus die
Bäuche voll schlemmen. Als wir wieder kommen, drängen Mina
und Tarpan sich eng aneinander, irgenwie wirken sie angespannt, bang,
sie kommen garnicht aus ihrer Ecke heraus. Im Neonlicht sehen wir die
Bescherung, da hat es die Absperrung herunter geholt. Nach ein paar
tröstenden Worten traut Tarpan sich als erster wieder um die Ecke.
Gemeinsam zupfen sie das Nachtheu.
Ostermontag.
Die Sonne scheint.
Frohen Mutes machen wir uns auf den Weg. Es geht heimwärts,
zügig schreitet Mina voran. Eilig strebt sie der Heimat entgegen.
Es ist so warm, da habe ich meine Handschuhe auf den Sattel gelegt, als
ich wieder an sie denke, sind sie natürlich fort... meine guten
Fahrhandschuhe... Ulrich findet ein hübsches Fleckchen Gras
für die Ponies, ich suche meine Handschuhe. Aber da liegen sie ja
schon, Glück gehabt, Pech für die Grasgier der Ponies.
Sehr schöne Wege, ein Bach säumt unseren Pfad, viel Wasser,
aber heute nur von unten... die erste Bachdurchquerung, die Sengbach
führt leckeres Wasser. Alle Schuhe sind noch da, aaalle Schuhe,
aaallle. Die Vögel zwischern im Takt, es wird Frühling. Die
Magnolien blühen, die Forsythien leuchten auch schon gelb, es wird
bunt. Viel Wald hat das Bergische Land zu bieten, leider auch viel
Asphalt. Ein Weg führt in den Wald hinein, doch der Weg verliert
sich im Wald, abwärts geht es einen schmalen Pfad in Serpentinen,
Tarpan rutscht auf seinem Popo im
feuchten Laub den Berg hinunter. Unten ein Graben, Tarpan springt mit
einem mächtigen Satz hinüber, während Mina lieber ein
paar Grashalme
zupft, als sie den Bach durchwatet. Da sind wir wieder auf der
Straße. Ein kurzes Stück folgen wir ihr, dass biegen wir
wieder ab, ein zweiter Versuch.
Weil es so schön ist und so viele Pferdespuren hinein führen,
folgen wie diesem Weg abseits der Straße. Ein Baum liegt quer,
doch unsere Ponies steigen hinüber. Der nächste Baumstamm
liegt vor uns mit direktem Einstieg ins Wasser. Minchen klettert
hinüber, doch Tarpan zögert ein wenig. Tiefer Sumpf auf der
anderen Seiten der Furt, ein Schuh bleibt stecken. Grumpf, der ist aber
tief eingesunken, doch der Bach führt genügend Wasser, um den
Schlamm ab zu spülen.
In einer scharfen 180° Kehre führt der Weg zurück. Ja,
aber... da oben ist doch die Autobahn und dahinter liegen die
Reitwege... aber es hilft nichts, da kommen wir nicht rüber.
Dafür bleibt der Schuh schon wieder im Matsch stecken. Kaum wieder
trockenen Boden unter den Hufen, sehen wir die Bescherung, da steckt
der Schuh mitten in einer Pfütze, da wird er wenigstens sauber.
Schon kennt Minchen sich wieder aus, hier haben wir mal Betty
besucht... zielstrebig findet sie den Weg unter der Autobahnbrücke
hindurch, dahinter erreichen wir die Reitwege. Hier kennt Minchen sich
wirklich aus, nun startet sie durch. Ihr Navi weiss nichts von der
Pause-Wiese, nur sehr zögerlich läßt sie sich dorthin
lenken. Riesige Hackschnitzelberge trüben das Mahl. Schon strebt
sie weiter.
Auch die Berge rund um die Sengbach-Talsperre können Minchen nicht
aufhalten. Emsig erklettert sie die Höhen, vorsichtig tastet sie
sich wieder hinunter. Uhh, das war aber steil und der viele Regen vom
Vortag hat den Boden rutschig gemacht. Die Serpentinen hinauf nimmt sie
im Trab, Tarpan hinterher. Plötzlich geht Tarpan durch,
läßt sich halten, irgendwas ist da runter gefallen, sein
Schuh baumelt an der Gamasche. Quitschend tritt er jedesmal darauf.
Ulrich behebt den Schaden, puh, war das ein Schreck.
Das schöne Wetter lockt auch die Motorradfahrer, knatternd und
dröhnend hören wir sie vorüber sausen. Einmal
müssen wir noch durch die Sengbach, alle Schuhe bleiben dran, dann
haben wir die Wupper erreicht. Jetzt stellt sich die Frage, reiten wir,
wie geplant an der Wupper entlang, oder kürzen wir angesichts der
Berge und Umwege, die hinter uns liegen, ein wenig ab? Mina nimmt uns
die Entscheidung ab, ich habe die Karte und wir kennen die Strecke. Sie
nimmt exakt die Route, die wir damals genommen, haben, als wir von
Wuppertal kamen, aber das ist eine andere Geschichte,
die ein anderes Mal erzählt werden soll. Sogar die Rastplätze
kennt Minchen noch. Die schönsten Stellen sind in der Karte
markiert.
Doch etwas ist anders, dieser Zaun war 2005 noch nicht da. Der Weg
wurde verlegt, jetzt führt er um die Wiese herum. Zwei schwarze
Mülltonnen werden mißtrauisch von Minchen beäugt, promt
stolpert sie
über ihre eigenen Hufe. Nichts passiert, Glück gehabt.
Oben auf der Höhe weht kräftig der Wind. Minchen hält
ihr Heimwegtempo bei, hinab ins Tal, an einer Stelle ist das Reiten
immernoch verboten, dort führen wir die Pferde. Doch der Asphalt
ist dort unterspült und weggebrochen. Ein Wellblech liegt
darüber, was machen wir nun? Ulrich und Tarpan testen mutig die
Brücke, das Blech hält. Nun trauen wir uns hinterher. Ein
letztes Stück Straße, dann liegt der alte bekannte
Höhenweg vor uns. Da sind wir wieder zu Hause. Ein Schuh hat einen
Spanngurt verloren, naja, jetzt sind wir ja zu Hause.
Nicht nur die Natur
hat Farbe gewonnen, unsere Gesichter auch.
Das war ja mal wieder eine prima Idee!
Ostersonntag: 25,5 km - 4,5 km/h
Ostermontag: 29,5 km - 4,8 km/h
Gesamt Anstieg 803 m
die Tour ins bergische Land lila:
geplant, rot: geritten