Oster-Wanderritt

Start in die Saison
4.-5.. April 2010

Ostersonntag.
Wasser von oben und von unten. Zwei tapfere Reiter machen sich mit ihren Pferden auf ins Bergische Land. Wälder, Täler und Berge, Abenteuer pur.
"Hab wieder was geplant" war der harmlos klingende Betreff einer eMail vom Ulrich. Seit Zülpich sind wir begeisterte Wanderreiter, aber das ist eine andere Geschichte, die ein anderes Mail erzählt werden soll. "Hab wieder was geplant" startete sehr spontan eine Woche später.

Es ist ziemlich frisch, kälter als ich gedacht hätte, schnell hole ich mir noch ein paar Handschuhe aus dem Schrank. Der Regenponcho muß auch mit. Los geht es, erstmal den Höhenweg hinauf, am Bienenstock vorbei, dort erwischt uns der erste Schauer.
Im Wald sind wir etwas geschützter, schön ist es trotzdem. Frei nach dem Motto, wir haben die richtige Kleidung queren wir Eifgen und Dhünn. Das Wasser schmeckt nicht. Wir folgen dem Reitweg.
Oben angekommen ein grandioses Panorama, dunkle Wolken treiben durch das Bild. Die Stimmung ist irgendwie herbstlich. Die grünen Blätter fehlen, wir sind früh in die Saison gestartet. Doch wenn man genau hinschaut, sprießt und knospet es überall. Die nächste Dusche ist uns gewiss.

Der Weg verliert sich im Nichts oder ist zugebaut. Viel Umweg, viel Straße. Aber auch sehr schöne Pfade. Im Bergischen geht man nicht mal eben übers Stoppelfeld. Im Tal hat das Navi keinen Empfang und immer wieder heftiger Regen würzt uns den Tag. Nun erkennt Minchen die Gegend wieder, ihr Navi funktioniert überall, hier waren wir schon mal mit dem Anhänger, daran erninnert sie sich, sie wird immer eiliger. Oder ist es der Regen, der uns schon wieder eingeholt hat?
Abends ein um so herzlicher Empfang bei Elke. Alles ist naß. Die Pferde bekommen frisches trockenes Stroh und einen Berg Heu. Friedlich mümmeln sie, während wir uns im Pfannkuchenhaus die Bäuche voll schlemmen. Als wir wieder kommen, drängen Mina und Tarpan sich eng aneinander, irgenwie wirken sie angespannt, bang, sie kommen garnicht aus ihrer Ecke heraus. Im Neonlicht sehen wir die Bescherung, da hat es die Absperrung herunter geholt. Nach ein paar tröstenden Worten traut Tarpan sich als erster wieder um die Ecke. Gemeinsam zupfen sie das Nachtheu.


Ostermontag.
Die Sonne scheint.
Frohen Mutes machen wir uns auf den Weg. Es geht heimwärts, zügig schreitet Mina voran. Eilig strebt sie der Heimat entgegen. Es ist so warm, da habe ich meine Handschuhe auf den Sattel gelegt, als ich wieder an sie denke, sind sie natürlich fort... meine guten Fahrhandschuhe... Ulrich findet ein hübsches Fleckchen Gras für die Ponies, ich suche meine Handschuhe. Aber da liegen sie ja schon, Glück gehabt, Pech für die Grasgier der Ponies.

Sehr schöne Wege, ein Bach säumt unseren Pfad, viel Wasser, aber heute nur von unten... die erste Bachdurchquerung, die Sengbach führt leckeres Wasser. Alle Schuhe sind noch da, aaalle Schuhe, aaallle. Die Vögel zwischern im Takt, es wird Frühling. Die Magnolien blühen, die Forsythien leuchten auch schon gelb, es wird bunt. Viel Wald hat das Bergische Land zu bieten, leider auch viel Asphalt. Ein Weg führt in den Wald hinein, doch der Weg verliert sich im Wald, abwärts geht es einen schmalen Pfad in Serpentinen, Tarpan rutscht auf seinem Popo im feuchten Laub den Berg hinunter. Unten ein Graben, Tarpan springt mit einem mächtigen Satz hinüber, während Mina lieber ein paar Grashalme zupft, als sie den Bach durchwatet. Da sind wir wieder auf der Straße. Ein kurzes Stück folgen wir ihr, dass biegen wir wieder ab, ein zweiter Versuch.
Weil es so schön ist und so viele Pferdespuren hinein führen, folgen wie diesem Weg abseits der Straße. Ein Baum liegt quer, doch unsere Ponies steigen hinüber. Der nächste Baumstamm liegt vor uns mit direktem Einstieg ins Wasser. Minchen klettert hinüber, doch Tarpan zögert ein wenig. Tiefer Sumpf auf der anderen Seiten der Furt, ein Schuh bleibt stecken. Grumpf, der ist aber tief eingesunken, doch der Bach führt genügend Wasser, um den Schlamm ab zu spülen.
In einer scharfen 180° Kehre führt der Weg zurück. Ja, aber... da oben ist doch die Autobahn und dahinter liegen die Reitwege... aber es hilft nichts, da kommen wir nicht rüber. Dafür bleibt der Schuh schon wieder im Matsch stecken. Kaum wieder trockenen Boden unter den Hufen, sehen wir die Bescherung, da steckt der Schuh mitten in einer Pfütze, da wird er wenigstens sauber.

Schon kennt Minchen sich wieder aus, hier haben wir mal Betty besucht... zielstrebig findet sie den Weg unter der Autobahnbrücke hindurch, dahinter erreichen wir die Reitwege. Hier kennt Minchen sich wirklich aus, nun startet sie durch. Ihr Navi weiss nichts von der Pause-Wiese, nur sehr zögerlich läßt sie sich dorthin lenken. Riesige Hackschnitzelberge trüben das Mahl. Schon strebt sie weiter.
Auch die Berge rund um die Sengbach-Talsperre können Minchen nicht aufhalten. Emsig erklettert sie die Höhen, vorsichtig tastet sie sich wieder hinunter. Uhh, das war aber steil und der viele Regen vom Vortag hat den Boden rutschig gemacht. Die Serpentinen hinauf nimmt sie im Trab, Tarpan hinterher. Plötzlich geht Tarpan durch, läßt sich halten, irgendwas ist da runter gefallen, sein Schuh baumelt an der Gamasche. Quitschend tritt er jedesmal darauf. Ulrich behebt den Schaden, puh, war das ein Schreck.

Das schöne Wetter lockt auch die Motorradfahrer, knatternd und dröhnend hören wir sie vorüber sausen. Einmal müssen wir noch durch die Sengbach, alle Schuhe bleiben dran, dann haben wir die Wupper erreicht. Jetzt stellt sich die Frage, reiten wir, wie geplant an der Wupper entlang, oder kürzen wir angesichts der Berge und Umwege, die hinter uns liegen, ein wenig ab? Mina nimmt uns die Entscheidung ab, ich habe die Karte und wir kennen die Strecke. Sie nimmt exakt die Route, die wir damals genommen, haben, als wir von Wuppertal kamen, aber das ist eine andere Geschichte, die ein anderes Mal erzählt werden soll. Sogar die Rastplätze kennt Minchen noch. Die schönsten Stellen sind in der Karte markiert.
Doch etwas ist anders, dieser Zaun war 2005 noch nicht da. Der Weg wurde verlegt, jetzt führt er um die Wiese herum. Zwei schwarze Mülltonnen werden mißtrauisch von Minchen beäugt, promt stolpert sie über ihre eigenen Hufe. Nichts passiert, Glück gehabt.



Oben auf der Höhe weht kräftig der Wind. Minchen hält ihr Heimwegtempo bei, hinab ins Tal, an einer Stelle ist das Reiten immernoch verboten, dort führen wir die Pferde. Doch der Asphalt ist dort unterspült und weggebrochen. Ein Wellblech liegt darüber, was machen wir nun? Ulrich und Tarpan testen mutig die Brücke, das Blech hält. Nun trauen wir uns hinterher. Ein letztes Stück Straße, dann liegt der alte bekannte Höhenweg vor uns. Da sind wir wieder zu Hause. Ein Schuh hat einen Spanngurt verloren, naja, jetzt sind wir ja zu Hause.
Nicht nur die Natur hat Farbe gewonnen, unsere Gesichter auch.

Das war ja mal wieder eine prima Idee!
Ostersonntag: 25,5 km - 4,5 km/h
Ostermontag: 29,5 km - 4,8 km/h
Gesamt Anstieg 803 m

die Tour ins bergische Land lila: geplant, rot: geritten
* alle Bilder: Ulrich Rüdiger
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