Der Planwagen

Ein Traum wird wahr in 1:10
17. Dezember 2011

Minchen kommt zu kurz, Weihnachten steht vor der Tür. Meine Weihnachtseinkäufe werden verschoben, ich bin ja so aufgeregt... Ein Fund im Online-Auktionshaus treibt meinen Adrenalinspiegel nach oben, das wird spannend, da muß ich genau aufpassen, bis zu letzten Sekunde. Ich habe doch solche Angst, dass ich noch in letzter Sekunde überboten werde.
Aber die Auktion verläuft unspektakulär. Ich bleibe der einzige Bieter. Nur zweiundzwanzig Besucher. Das wird dieser Kutsche in keiner Weise gerecht. Sogar das Pferd ist dabei, Morgenglanz, ein Trakehner Fuchs. Und das Geschirr gehört auch dazu. Ich bin platt. Irgendetwas geht sicher noch schief...
Aber nein, über dieser Auktion scheint ein glücklicher Stern. Ich freue mich natürlich. Hurra, der Planwagen gehört mir.
Und jetzt, wo sie da ist, bricht die Freude sich richtig Bahn. Wahnsinn und so Wunderschön.

Ich träume doch schon so lange davon, Minchen vor einen Planwagen zu spannen und aus zu wandern, jetzt kann ich das zumindest im Maßstab 1:10 auch tun. In die Kutsche möchte man einsteigen und aussteigen. Denn gestern ist sie angekommen. Wohlverpackt und heil. Das erste Paket, für das ich einen Schraubendreher benötigt habe, um es auf zu machen :-). Erst habe ich mir Sorgen gemacht, weil es beim Nachbarn natürlich auf dem Kopf gestanden hat - dabei war ich nur zehn Minuten aus dem Haus... - und weil es innen drin gerappelt hat, aber es war nur die Kiste, die war ja lose und eine dicke Kugelschraube, von der ich nicht weiß, wo sie hin gehört.

Was soll ich sagen, die Kutsche ist einfach toll. Ich staune immer noch über diese sehr detaillierte Arbeit. Auf dem Foto kam das gar nicht so richtig rüber, im Original ist sie noch viel schöner. Man spürt richtig die viele Liebe zum Detail.

Davon gibt es zahlreiche, das verzierte Brustblatt zum Beispiel, ein Eimer, um das Pferd zu tränken ist auch dabei, die Bremse funktioniert richtig, oder diese winzigen Schräubchen, Beschläge und Nieten überall, die Räder, das „alte“ Verdeck, die Heckklappe lässt sich öffnen, diese Miniaturkette daran, auch das Verdeck lässt sich zurückklappen ... sogar das Ortscheit ist beschlagen. Es rumpelt richtig, wenn sie fährt. Ich entdecke laufend Neues. Der drehbare Holzhandgriff an der Kurbelbremse zum Beispiel... irre.
Ich traue mich gar nicht, den Morgenglanz aus zu spannen (ich hätte gerne eines meiner Ponys davor), würde das Pferd gerne überholen, damit es dieser Kutsche auch gerecht wird.


Weil ich so absolut begeistert bin, habe ich sie gleich mit raus genommen für eine Fotosession. Also Kutsche samt Pferd wieder in ihre Kiste, aufs Fahrrad gepackt. Ich bin gefahren, wie mit rohen Eiern. Das Licht war so schön, dicke dunkle Wolken am Himmel, die Sonne hinter Dunstschleiern verborgen. Keine Schlagschatten, keine Lichtreflexe, ein schaurig schöner Herbst. Jetzt hat sie noch ein wenig original Matsch an den Rädern – ich habe sie aber zu Hause gleich gesäubert, damit die Metallfelgen nicht rosten.
Abends habe ich sie noch einer Freundin gezeigt, da kam auch nur „Donnerwetter“ und dann war sie sprachlos.


Fazit, ich bin sehr begeistert und komme aus dem Staunen nicht mehr heraus. Staune immer noch. Das in nur 80 Zeichen fair zu bewerten, das geht gar nicht.