Lust auf einen Ausritt?
"Klar! Aber komm doch erst einmal rein, ich habe nicht wirklich mit
Dir gerechnet" Kannste mal sehen. Minchen verschwindet in einem Berg aus
Stroh in Billys Box, stürzt sich sogleich begeistert auf das Heu,
kurz nur, wir wollen ja reiten - und die richtige Box ist das ja auch nicht.
Bereitwillig läßt sie sich wieder zäumen unt hinter Billy
her geht es hinaus in den Regen und hinein in den Wald.
Der Boden ist aufgeweicht und matschig. Billy versucht die Mocke rechts
über die Böschung zu umgehen, sieht aber ein, daß es dort
zu glitschig ist. Minchen sieht das nicht ein. Gerade habe ich noch einen
Artikel über das Reiten im Winter im Kopf - immer schön die Beine
abspreizen, damit diese im Falle eines Falles nicht unter das Pferd geraten,
Plumps, da liegt mein Pferd im Matsch, mein Fuß steht sicher auf
der Böschung. Was jetzt? Da werde ich auch schon wieder in die Höhe
gehoben. Minchen rappelt sich auf, setzt ihren Weg mir nichts - Dir nichts
fort, durch die Mocke.
Wir kommen über die Höhen, eigentlich ein sehr schöner
Weg, nur ein wenig Feucht, von oben sowie von unten. Die Rinnsaale bahnen
sich ihren Weg durch die Felder. Regen tropft von meiner Kapuze in Minchens
Haar, der Boden quitscht und quatscht unter den Hufen. Bergab steige ich
lieber ab - Flachlandtirolerin die ich noch immer bin, tief in meinem Inneren
- begehe den selben Fehler wie mein Pferdchen, die Böschung wirkt
einfach viel trockener, doch der Schein trügt. Gerade kann ich mich
auf den Füßen halten, weiter im Text. Große oder kleine
Runde? Große natürlich, jetzt, wo wir einmal unterwegs sind.
Zwei einsame Spaziergänger mit Regenschirmen queren unseren Pfad
unter der Autobahnbrücke hindurch. Befreit und glücklich traben
die Pferde ein Stückchen - bis zur nächsten Matsche. Die Schuhe
halten - meine Regensachen auch.
Hübsch ist es hier oben und rutschig. Nu lauf schon Minchen. Den
Pferden behagt der Schlamm garnicht. Mühsam bahnen sie sich ihren
Weg. Auf Asphalt läuft es sich viel leichter. Die Straße führt
hinab zurück unter der Autobahn hindurch. Das dumpfe grollende Echo
der klappernden Hufe fürchtet mein Pferd. Ein Auto mit brüllendem
Motor trägt nicht gerade zum Vertrauen bei, wotsch, spritzt das Wasser
von der Pfütze unter das Blech. Schnell verschwinden wir wieder im
ruhigen Wald, den wir heute fast für uns alleine haben. Plötzlich
versperrt uns ein tosender Bergbach mit einem schmalen Fußgängerbrückchen
den Weg. Das vom vielen Regen fast wadenhohe Wasser spült wild strudelnd
um grobe spitze Felsen. Billy mit geschultem Blick peilt die Lage und stapft
tapfer voran durch die reißenden Fluten. Minchen ist da viel weniger
routiniert, mißtrauisch beäugt sie das klare Bergwasser, wirft
einen eindeutigen Blick zum Steg. Neee Minchen, viel zu dünn. Es ist
auch blos ein schmales Gitter, du mußt da schon durchgehen - und
ich gehe nicht vor! Zweifelnd wendet Minchen sich wieder dem Wasser zu,
na los. Vorsichtig setzt sie einen Huf vor, steckt prüfend ihre Nase
in den Bach, plantscht ein wenig herum. Na los doch. Billy schaut erwartungsvoll
zurück, wir warten.... Minchen guckt zu ihm herüber, der ist
da heil angekommen... nimmt sich ein Herz und durchquert mutig den Bach.
Toll gemacht Micky Maus. Eifel, wir kommen...
Wir verabschieden Billy an seinem Stall und machen uns flugs auf den Heimweg. An der Ecke ruft Minchen nochmal laut "Tschöööö Billy" und stürmt los, Heim, ins Trockene, Heim, zu Heu und Stroh. Absitzen. Die Kinder mit den Knallfröschen sind immernoch unterwegs, ich gleite von Minchens durchnässten Rücken, nehme ihre Zügel, von hinten kommt der Bus - oh was für ein schreckliches Ungetüm, wenn es nass und ungemütlich ist. Ratsch, das war der Bund von meiner Regenhose. Minchen, das Trampeltier ist in ihrer Eile darauf getreten. Runde um Runde dreht sie am langen Zügel um mich, es geht ihr einfach nicht schnell genug. Wenn sie könnte, würde sie lostölten, so kerzengerade aufgerichtet, so eilig, aber tölten kann sie nicht als Norweger. Wir erreichen die Kuppe, da sehen wir vor uns noch eine Regenreiterin, Grau in Grau - eine Stallkameradin trotzt ebenfalls dem Wetter. Hurra, da schließen wir uns an. Plötzlich hat mein Pferdchen es nicht mehr gar so eilig, brav trottet sie hinter der Boxennachbarin her nach Hause.
Doch, es war ein sehr schöner Ritt, wenn man den inneren Schweinehund
ersteinmal überwunden hat. Und der ist - Aldi sei Dank - auch völlig
trocken geblieben, nur am Jackensaum, der auf den kladdernassen Pferderücken
aufstieß, zieht sich etwas Feuchtigkeit hoch, und mein Pony tropft,
wo er nicht unter der Kapuze bleiben wollte. Aber die Micky Maus sieht
aus wie ein begossener Pudel. Mit einem flauschigen Frotteehandtuch rubbel
ich ihr Gesicht. Dankbar nimmt sie die Geste entgegen, reibt ihre Augen,
ihre Wangen, ihre Ohren, schüttelt den triefenden Schopf. Dann entlasse
ich sie ins frische Stroh, einen halben Ballen davon aufgetürmt über
ihren Nieren. Schnaubend wendet sie sich dem Heu zu, wirkt eigentlich ganz
zufrieden. Lust auf einen Ausritt?
**** Kommentar Anfang *****
Na, lebste noch? alles fit, oder biste
erkältet? Ich hab Dich und Uli gestern in Dürscheid gesehen,
....mutig mutig bei so einem Wetter auszureiten....ich war mit den Hunden
oben auf den Bayerfeldern spazieren und mir haben schon 30 minuten gereicht,
bis ich ziemlich nass war...
**** Kommentar Ende *****
Silke Kandler