Mina und das Schilf

Schattenspiele
8. September 2010

Die Tage werden merklich kürzer, die Luft wird kühler, ich greife schon zu meiner Herbstreithose und habe sogar schon die Handschuhe aus dem Schrank geholt, aber anziehen mußte ich sie doch noch nicht. Und Dunkel wird es. Der erste Ausritt bei Nacht. Uh, heute ist Mittwoch, da stehen überall die gelben Säcke bereit für die Müllabfuhr, aber Nachts sind alle Säcke grau, uh uh, das ist gefährlich. Misstrauisch beäugt Minchen jeden einzelnen Schatten, dabei geht Tarpan doch vor, da muß sie ja keine Angst haben. Am Bach hat sie Durst, wie immer, wenn sie eigentlich keine Lust hat, da könnte man einfach wenden - kann man nicht, wenn der Reiter nein sagt und ich sage nein. Aber da, der gefährliche Schwarze Hund über der Mauer, das IST doch ein Grund um zu kehren, nein, ist es nicht. Nun läuft Minchen voran, denn sie hat den Birnbaum gewittert, schwupp die wupp, da ist nicht nur eine Birne, nein, da hat sie gleich zwei Birnen verschwinden lassen, das tut Tarpan nun auch, er entschwindet um die Ecke... flugs hinterher, da steht schon der nächste Birnenbaum. Eine Katze steift durch Nacht. Munter traben die Pferde voran, doch halt, was ist das, da sitzt ein Mensch auf der Bank unter der Eiche, was tut ein Mensch mitten in der Nacht auf einer Bank, da müssen der Pferde aber staunen. Das Mondlicht spiegelt sich in der Pfütze, ein Grund mehr, einen runden Hals zu machen und sich das genau an zu sehen. Über das Feld hinab ins Tal, Mina versucht einen Grashalm zu angeln, bis ich die Zügel aufnehme. Aber an der Haselnuss, da versucht sie es wieder, ein Blatt nur will sie erhaschen, am Schilf hat sie mehr Erfolg, schnapp, da hat sie ein Blatt erwischt, das Luder, hält es ordentlich fest und nimmt den ganzen Halm mit, das ganze Schilfrohr. Aber Himmel hilf, da ist plötzlich ein komisches Geräusch neben ihr, ein Schleifgeräusch, als ob jemand einen Ast über die Straße schleift, Minchen wird immer eiliger, sie kann die Ursache nicht entdecken, dreht sich zur Seite, der Fluchtinstinkt greift, nur von ihrem Schilf mag sie sich nicht trennen, hilfe, was ist das? Ich drehe sie im, nun rennt sie rückwärts, wie schnell sie rückwärts laufen kann, ei Minchen, das ist das Schilfrohr, das über die Straße schleift, lass doch einfach los, aber nein, von dem Blatt mag sie sich nicht trennen.

Also springe ich ab und nehme ihr das Schilf ab. Minchen, Minchen. Puh, da habe ich das rasselnde Gespenst besiegt, da schaut sie, nun aber schnell Tarpan hinterher und in den heimatlichen Stall und von schönem grünen Schilf und großen weiten Wiesen träumen. Gute Nacht Minchen.

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