Ausritt in die Veluwe

Die Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude...
und so redete ich am Stall von fast nichts anderem mehr, als am 7.7. geht es in die Veluwe... Das stieß auch bei den Stallkollegen auf Interesse - soll ja sehr schön sein - und so hätte ich den zweiten Platz in meinem noch nicht vorhandenen Anhänger gleich doppelt vergeben können. Es war ja noch über einen Montat Zeit, das sollte genügen, bei Zeiten Anhängerbesitzer zu werden, also schmiedeten wir fleißig Pläne.

Aber meistens kommt es anders...
Denn sooo einfach ist das garnicht, einen Anhänger zu kaufen. Und so ganz ohne Gespannfahrpraxis? Doch wenn ich jetzt nicht ins kalte Wasser springe, schaff ich das nie. Knapp aber rechtzeitig am 6. 7. um 18 Uhr fuhr ich meinen Anhänger zum ersten Mal auf den Hof. Immerhin hatte ich ihn schon mit einem sicheren Gefühl vom Händler dorthin gezogen und war auch zur Tankstelle gefahren und zwischen den Zapfsäulen an den Druckluftschlauch rangiert. Nun stand das Gespann bereit zum Verladen üben. Das Pferd mit dem Zuschlag für den zweiten Platz, Nancy war nämlich noch nie gefahren und Minchen ist auch kein Profi. Nach kürzem Zögern ging Mina aber anstandslos in meinen neuen Anhänger und ließ sich Heu und Möhren schmecken, bestens.
Doch Nancy ließ sich mehr Zeit. Die Vorderbeine auf der Rampe schaute sie sich das Ganze erstmal seelenruhig an. Auch Minchen neben ihr erneut verladen ermunterte sie nur zu einem winzigen Schritt. Selbst ihre beste Freundin Ginny, die tadellos in den Hänger hinein und mit einer Möhre zwischen den Zähnen wieder herausspazierte konnte sie nicht überzeugen. Schließlich nahm sich Denise, Nancys Reiterin einen Futtereimer und lockte Nancy mit zuckersüßen Worten. Der Hals wurde länger und länger und Nancy machte einen weiteren Schritt. Nun stand sie schon mit den Hinterbeinen auf der Rampe, wollte aber nicht weitergehen. Schieben, drücken, Beine heben, sie ließ sich nicht so schnell überreden. Auch die Trennwand zur Seite stellen nütze wenig, nur ein winziger Schitt. Eigentlich stand sie schon drin, aber zumachen konnte man noch nicht. Mit viel Geduld und Ruhe machte sie aber auch noch diesen Schritt und erhielt ihre verdienten Möhren. Nach nur 45 Minuten stand Nancy im Hänger. Nun hätte man eine Stange einhängen können, machten wir aber nicht. Nancy durfte bis zum Morgen wieder aussteigen.
Zuversichtlich für den nächsten Tag packten wir unsere Sachen.

Endlich da
Nun war er also endlich da, der große Tag. Alles geplant, alles vorbereitet, mit einer guten Wegebeschreibung versorgt und reichlich Schmetterlingen im Bauch, das Gespann gepackt und abfahrbereit bereits am Vorabend zurückgelassen. 7 Uhr in der Frühe am heiligen Sonntag Morgen wird verladen. Noch keine 24 Stunden Anhängerbesitzerin, ob das gutgeht? Klar, Geradeausfahren ist einfach und für's Rangieren habe ich schließlich einen Kurs gemacht. Zuversichtlich trafen wir uns pünktlich am Stall, Pferde gefüttert, geputzt und ... innerhalb von 10 Minuten verladen! Na Bitte, war doch nicht so schwierig und massig Zeit haben wir auch. Der Einfachheit halber wählen wir den Weg über die A3, immer geradeaus Richtung Arnhem, ab Arnhem ist die Veluwe ausgeschildert und so sind wir knapp eine Stunde vor Abritt am Zielort, Eingang Schaarsbergen. Keiner da, ob das wohl so richtig ist? Ein Anruf bei der Organisation wischt auch die letzten Bedenken beiseite, wir laden aus und gönnen den Pferden erstmal ein zweites Frühstück, wir haben ja Zeit.
Pünktlich treffen auch die anderen Gespanne ein und in kurzer Zeit sind alle startklar für den Abritt. 9 garnicht so unterschiedliche Reiter und Reiterinnen auf höchst unterschiedlichen Pferden machen sich auf den Weg. Vorneweg die Vollblüter, was arabisches, dahinter ein Fuchs und ein Paint gefolgt von zwei friesischen schwarzen Perlen und unseren beiden als Nachhut. Minchen als die Kleinste hat in dem schweren sandigen Boden alle Mühe mit ihren kurzen Beinen mitzuhalten und bildet mit Nancy das Schlußlicht. Sie geht ihr eigenes Tempo und nur wenn der Abstand zu groß wird und es sich auch wirklich lohnt legen wir einen erfrischenden Trab ein, um die Gruppe wieder einzuholen.
Zunächst führt uns der Weg, eigentlich ist es mehr ein Pfad, durch ein Fichtenwäldchen. Unter einer Eiche brauchen wir den ersten Stopp, der nieselnde Regen verlangt nach angemessener Kleidung. Doch noch sind wir im Wald, wenn wir erst in der Wüste sind... - Wüste? Eine richtige Wüste? Na, dann ist ja gut, daß es nicht so warm ist.
 

endlose Weite in der Veluwe Nancy vor der Sandwüste Minchen mal so richtig schön schlank

Am Waldrand zeigt sich, daß der Wetterzauber doch gewirkt hat, mit den letzten Regentropfen verlassen wir das schützende Blätterdach und ziehen hinaus in die offene Heide. In sanften Wellen liegt vor uns die Veluwe. Der Weg schlängelt sich zwischen den Heidekräutern hindurch und ist unter dem dichten Bewuchs kaum zu erkennen. Die Gegend wirkt schier endlos. Und hier sollen wir in 3 Stunden irgendwo ankommen?
Wieder wechselt die Vegetation. Nun herrschen Gräser vor, rötlich gefärbt gegen die Sonne. Das findet Minchen prima und pflückt sich gleich ein Maul voll. Der Weg wird sandiger und auch anstrengender. Wir (die Nachhut) fühlen uns wie in einer Savanne. Hie und da eine verkrüppelte Kiefer, ansonsten freie offene Heidelandschaft. So muß es am Meer in den Dünen sein, nur daß es hier nicht nach Meer riecht sondern nach Zigarre!?!?! Oh, wir halten Abstand...
Wir kommen immer näher an merkwürdig helle Hügel und da ist sie tätsächlich, die Wüste. Reiner heller Heidesand türmt sich zu Dünen auf, vom Wind zusammengetragen. Nun wird der Weg richtig anstrengend, feiner tiefer Sand und immerwieder geht es eine Düne hinauf, die zu Freudensprüngen animiert. Der Pfad fächert sich auf, weil jeder versucht, trittfestere Stellen für sein Pferd zu finden.
Dann tauchen wir wieder ein in ein Heidewäldchen, Kiefern und Birken säumen unseren Pfad. Kaum haben sie wieder festen Boden unter den Füßen, kehrt auch die Lust am Laufen zurück. Doch ersteinmal wird gerastet. Nach 2 1/2 Stunden Reitzeit dürfen die Pferde sich die hungrigen Mäuler stopfen. Die letzten hundert Meter zur Gaststätte Koperen Kop wird geführt, wo sich dann die Reiter stärken und die Pferde ausgiebig pausieren können.
 

Pause! Absatteln oder nicht? bringt mir einer den Wassereimer?

Weiter geht es zur zweiten Etappe, zurück durch den Wald, die Pferde sind genauso munter, wie sie angekommen sind. Zurück nehmen wir nicht den Sandweg sondern einen Pfad durch das Heidekraut, unterbrochen nur von wenigen sandigen Abschnitten. Doch auch die Graslandschaft durchqueren wir wieder auf dem Rückweg. Vom feuchten Sand bekommen die Pferdebeine einen edlen silbrigen Schimmer. Es ist einfach endlos wunderschön in der Veluwe.
Nun bekommen die ersten ihren "Veluwekoller" und setzen sich für einen ersehnten strammen Galopp von der Gruppe ab.
Der Wald bietet wieder festen Boden für die stampfenden Hufe, ein Trommelwirbel kündigt die aufholenden Friesen an. Wieder vereint setzt die Gruppe ihren Weg über Birkenstämme und um Sumpflöcher herum fort. Traumhaft. Wie im Märchenwald. Plötzlich befinden wir uns in einer Sackgasse und kehren um. Minchen ist von ihrer unerwarteten Tetenrolle garnicht begeistert, schreitet aber kräftig aus. Genauso plötzlich und viel zu schnell sind wir wieder am Parkplatz.
 

grün ist die Heide was, schon wieder da? eine nette Truppe

Es war ein famoser Ritt und bestimmt nicht unser Letzter.
Am Hänger angekommen werden zuerst die Pferde versorgt. Diesmal dauert das Verladen nur sage und schreibe 6 Minuten. Der Himmel reist auf und als wir unsere Pferde ausladen und zur Wiese bringen scheint sogar die Sonne.
Ein toller Tag.

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