Aber meistens kommt es anders...
Denn sooo einfach ist das garnicht, einen Anhänger zu kaufen.
Und so ganz ohne Gespannfahrpraxis? Doch wenn ich jetzt nicht ins kalte
Wasser springe, schaff ich das nie. Knapp aber rechtzeitig am 6. 7. um
18 Uhr fuhr ich meinen Anhänger zum ersten Mal auf den Hof. Immerhin
hatte ich ihn schon mit einem sicheren Gefühl vom Händler dorthin
gezogen und war auch zur Tankstelle gefahren und zwischen den Zapfsäulen
an den Druckluftschlauch rangiert. Nun stand das Gespann bereit zum Verladen
üben. Das Pferd mit dem Zuschlag für den zweiten Platz, Nancy
war nämlich noch nie gefahren und Minchen ist auch kein Profi. Nach
kürzem Zögern ging Mina aber anstandslos in meinen neuen Anhänger
und ließ sich Heu und Möhren schmecken, bestens.
Doch Nancy ließ sich mehr Zeit. Die Vorderbeine auf der Rampe
schaute sie sich das Ganze erstmal seelenruhig an. Auch Minchen neben ihr
erneut verladen ermunterte sie nur zu einem winzigen Schritt. Selbst ihre
beste Freundin Ginny, die tadellos in den Hänger hinein und mit einer
Möhre zwischen den Zähnen wieder herausspazierte konnte sie nicht
überzeugen. Schließlich nahm sich Denise, Nancys Reiterin einen
Futtereimer und lockte Nancy mit zuckersüßen Worten. Der Hals
wurde länger und länger und Nancy machte einen weiteren Schritt.
Nun stand sie schon mit den Hinterbeinen auf der Rampe, wollte aber nicht
weitergehen. Schieben, drücken, Beine heben, sie ließ sich nicht
so schnell überreden. Auch die Trennwand zur Seite stellen nütze
wenig, nur ein winziger Schitt. Eigentlich stand sie schon drin, aber zumachen
konnte man noch nicht. Mit viel Geduld und Ruhe machte sie aber auch noch
diesen Schritt und erhielt ihre verdienten Möhren. Nach nur 45 Minuten
stand Nancy im Hänger. Nun hätte man eine Stange einhängen
können, machten wir aber nicht. Nancy durfte bis zum Morgen wieder
aussteigen.
Zuversichtlich für den nächsten Tag packten wir unsere Sachen.
Endlich da
Nun war er also endlich da, der große Tag. Alles geplant, alles
vorbereitet, mit einer guten Wegebeschreibung versorgt und reichlich Schmetterlingen
im Bauch, das Gespann gepackt und abfahrbereit bereits am Vorabend zurückgelassen.
7 Uhr in der Frühe am heiligen Sonntag Morgen wird verladen. Noch
keine 24 Stunden Anhängerbesitzerin, ob das gutgeht? Klar, Geradeausfahren
ist einfach und für's Rangieren habe ich schließlich einen Kurs
gemacht. Zuversichtlich trafen wir uns pünktlich am Stall, Pferde
gefüttert, geputzt und ... innerhalb von 10 Minuten verladen! Na Bitte,
war doch nicht so schwierig und massig Zeit haben wir auch. Der Einfachheit
halber wählen wir den Weg über die A3, immer geradeaus Richtung
Arnhem, ab Arnhem ist die Veluwe ausgeschildert und so sind wir knapp eine
Stunde vor Abritt am Zielort, Eingang Schaarsbergen. Keiner da, ob das
wohl so richtig ist? Ein Anruf bei der Organisation wischt auch die letzten
Bedenken beiseite, wir laden aus und gönnen den Pferden erstmal ein
zweites Frühstück, wir haben ja Zeit.
Pünktlich treffen auch die anderen Gespanne ein und in kurzer
Zeit sind alle startklar für den Abritt. 9 garnicht so unterschiedliche
Reiter und Reiterinnen auf höchst unterschiedlichen Pferden machen
sich auf den Weg. Vorneweg die Vollblüter, was arabisches, dahinter
ein Fuchs und ein Paint gefolgt von zwei friesischen schwarzen Perlen und
unseren beiden als Nachhut. Minchen als die Kleinste hat in dem schweren
sandigen Boden alle Mühe mit ihren kurzen Beinen mitzuhalten und bildet
mit Nancy das Schlußlicht. Sie geht ihr eigenes Tempo und nur wenn
der Abstand zu groß wird und es sich auch wirklich lohnt legen wir
einen erfrischenden Trab ein, um die Gruppe wieder einzuholen.
Zunächst führt uns der Weg, eigentlich ist es mehr ein Pfad,
durch ein Fichtenwäldchen. Unter einer Eiche brauchen wir den ersten
Stopp, der nieselnde Regen verlangt nach angemessener Kleidung. Doch noch
sind wir im Wald, wenn wir erst in der Wüste sind... - Wüste?
Eine richtige Wüste? Na, dann ist ja gut, daß es nicht so warm
ist.
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endlose Weite in der Veluwe | Nancy vor der Sandwüste | Minchen mal so richtig schön schlank |
Am Waldrand zeigt sich, daß der Wetterzauber doch gewirkt hat,
mit den letzten Regentropfen verlassen wir das schützende Blätterdach
und ziehen hinaus in die offene Heide. In sanften Wellen liegt vor uns
die Veluwe. Der Weg schlängelt sich zwischen den Heidekräutern
hindurch und ist unter dem dichten Bewuchs kaum zu erkennen. Die Gegend
wirkt schier endlos. Und hier sollen wir in 3 Stunden irgendwo ankommen?
Wieder wechselt die Vegetation. Nun herrschen Gräser vor, rötlich
gefärbt gegen die Sonne. Das findet Minchen prima und pflückt
sich gleich ein Maul voll. Der Weg wird sandiger und auch anstrengender.
Wir (die Nachhut) fühlen uns wie in einer Savanne. Hie und da eine
verkrüppelte Kiefer, ansonsten freie offene Heidelandschaft. So muß
es am Meer in den Dünen sein, nur daß es hier nicht nach Meer
riecht sondern nach Zigarre!?!?! Oh, wir halten Abstand...
Wir kommen immer näher an merkwürdig helle Hügel und
da ist sie tätsächlich, die Wüste. Reiner heller Heidesand
türmt sich zu Dünen auf, vom Wind zusammengetragen. Nun wird
der Weg richtig anstrengend, feiner tiefer Sand und immerwieder geht es
eine Düne hinauf, die zu Freudensprüngen animiert. Der Pfad fächert
sich auf, weil jeder versucht, trittfestere Stellen für sein Pferd
zu finden.
Dann tauchen wir wieder ein in ein Heidewäldchen, Kiefern und
Birken säumen unseren Pfad. Kaum haben sie wieder festen Boden unter
den Füßen, kehrt auch die Lust am Laufen zurück. Doch ersteinmal
wird gerastet. Nach 2 1/2 Stunden Reitzeit dürfen die Pferde sich
die hungrigen Mäuler stopfen. Die letzten hundert Meter zur Gaststätte
Koperen Kop wird geführt, wo sich dann die Reiter stärken und
die Pferde ausgiebig pausieren können.
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Pause! | Absatteln oder nicht? | bringt mir einer den Wassereimer? |
Weiter geht es zur zweiten Etappe, zurück durch den Wald, die Pferde
sind genauso munter, wie sie angekommen sind. Zurück nehmen wir nicht
den Sandweg sondern einen Pfad durch das Heidekraut, unterbrochen nur von
wenigen sandigen Abschnitten. Doch auch die Graslandschaft durchqueren
wir wieder auf dem Rückweg. Vom feuchten Sand bekommen die Pferdebeine
einen edlen silbrigen Schimmer. Es ist einfach endlos wunderschön
in der Veluwe.
Nun bekommen die ersten ihren "Veluwekoller" und setzen sich für
einen ersehnten strammen Galopp von der Gruppe ab.
Der Wald bietet wieder festen Boden für die stampfenden Hufe,
ein Trommelwirbel kündigt die aufholenden Friesen an. Wieder vereint
setzt die Gruppe ihren Weg über Birkenstämme und um Sumpflöcher
herum fort. Traumhaft. Wie im Märchenwald. Plötzlich befinden
wir uns in einer Sackgasse und kehren um. Minchen ist von ihrer unerwarteten
Tetenrolle garnicht begeistert, schreitet aber kräftig aus. Genauso
plötzlich und viel zu schnell sind wir wieder am Parkplatz.
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grün ist die Heide | was, schon wieder da? | eine nette Truppe |
Es war ein famoser Ritt und bestimmt nicht unser Letzter.
Am Hänger angekommen werden zuerst die Pferde versorgt. Diesmal
dauert das Verladen nur sage und schreibe 6 Minuten. Der Himmel reist auf
und als wir unsere Pferde ausladen und zur Wiese bringen scheint sogar
die Sonne.
Ein toller Tag.