Dilkrath, das liegt im Schwalm-Nette Gebiet, da kann man ganz toll
reiten. Klar, dass wir sofort ja sagen, als eine Ausschreibung für
eine Ralley im Biefkasten liegt. Sandra ist auch gleich begeistert,
auch wenn wieder ein Trail dabei ist. Mit Trails hat Curly es nicht so,
aber wenn man nicht übt... also wird geübt.
Das Wetter scheint sich zu halten, gemütlich starten wir in den
Tag. Curly versichert sich einmal, ob wir wirklich beide Longen dabei
haben, dann steigt er schnell in den Anhänger ein. Minchen
klettert gleich neben ihn und los geht die Fahrt. Eine Viertel Stunde
sollen wir für den Fragebogen einkalkulieren, das wird eng, aber
es sind Ferien, die Autobahnen sind frei wir sind doch noch
pünktlich am Start. Zur Abschreckung packe ich meinen Regenmantel
hinten auf den Sattel.
Die Meldestelle liegt direkt neben einem Fußballplatz, Curly ist
furchtbar neugierig, er möchte gerne mitspielen, immer wieder
stupst er mich an und ist ganz aufgeregt. Sandra kehrt mit den
Unterlagen zurück, zunächst widmen wir uns dem umfangreichen
Fragebogen von Kötenzopf über Giftpflanzen bis
Pferdeanatomie. Das ist schnell erledigt, Sandra verstaut die
Parcourskizze, ich nehme die Streckenkarte an mich. Unterwegs sollen
wir die Reitverbotschilder zählen und in die Karte einzeichnen,
na, das sind hoffentlich nicht zu viele... Der Kreis Viersen verfolgt
eine sehr reiterfreundliche Umweltpolitik.
Die Ralley ist sehr gut organisiert, es gibt keine Staus an den
Stationen und bei der Feuerwehr ist die Reiterkarte hinterlegt, so dass
im Falle eines Unfalles auch ortsfremde Reiter Hilfe holen können.
Vor uns liegt ein sehr schönes Reit- und Fahrgelände, der
Boden wäre für die Kutsche nicht zu schwer gewesen.
Schon sind wir an der Kreuzung mit der ersten Frage: wieviele km finden
wir auf dem Wegweiser, na, die sind schnell zusammengerechnet. Gleich
hinter dem Wald wartet die erste Aufgabe auch uns: Hufeisenwerfen. Da
sind wir beide keine Leuchten aber wieder erwarten landen alle Eisen
zumindest ganz in der Nähe des Feuers, das mit Sprühfarbe auf
die Wiese gemalt ist. Weiter geht es, Wolken treiben über den
Himmel, aber von den angekündigten Gewittern ist noch nichts zu
sehen. Über die Felder reiten wir auf die zweite Station zu. Hier
können wir wählen, wer mit dem Pferd an der Hand über
die Stange balanciert und dabei vier Fragen beantworten muß, das
ist ganz klar eine Aufgabe für Minchen. Seelenruhig steht sie
neben der Stange, so dass ich alle Zeit der Welt habe, vier
Getreidestrohsorten zusammen zu bekommen oder mir zu überlegen,
welche Pferdekrankheit nach einem Wildtier benannt ist - Minchen hilft
mir dabei - natürlich, aber das ist eine andere
Geschichte, die ein anderes Mal erzählt
werden soll.
Intensiver Zwiebelgeruch liegt in der Luft, tiefe Treckerspuren haben
den Weg aufgewühlt und überall liegen Zwiebeln. Durch tiefen
Morast kämpfen sich die Pferde zurück in den Wald, hier sind
die Wege wieder sehr schön. Plötzlich beginnt es kurz aber
heftig zu regnen, dabei ist weit und breit keine dunkle Wolke zu sehen,
das kann ja nicht viel geben. Trotz des Regens lugt die Sonne zwischen
den Wolken hervor und taucht den Wald in ein dunstiges fast
unwirkliches Licht.
Das ist ein Naturtrail !
Regen und Sonnenschein, wo ist der
Regenbogen?
So schnell wie er gekommen ist, ist der Spuk auch wieder vorbei. Wir
gelangen an eine Straße, Curly lauscht aufmerksam auf den vor und
liegenden Fußballplatz. Ein Blick in die Karte sagt mir, dass wir
den eigentlich weiter rechts liegen haben sollten, da sind wir wohl zu
früh abgebogen. Also reiten wir geschwind zurück zum
Zwiebelfeld, tatsächlich, gleich hinter der Ecke biegt noch ein
Weg ab, dieses ist der richtige. Da quert etwas unseren Weg, etwas
großes. Wir begegnen unserem ersten lebendigen Wildschwein
ausserhalb eines Zauns. Aber es ist schnell im Wald verschwunden, so
beunruhigt es die Pferde nicht.
Ein Baum liegt quer. Curly sucht sich ein Weg durch den Wald daran
vorbei, Minchen steigt tapfer hinüber. Es sind zwei Bäume
direkt hinter einander. Da hat sie nun die Vorderbeine drüber
gehoben und überlegt, wie sie die Hinterbeine nachzieht.
Storchenbeinig zieht sie die Hufe unter den Bauch - schön, dass
das weider klappt. Das ist ein Naturtrail, da liegt schon der zweite
Baum quer, doch diesmal gibt es kein Entrinnen, Curly muß
hinüber. Rechts und links probiert er es, aber kein Weg führt
daran vorbei, umkehren gilt nicht, vorsichtig beschnuppert er den Baum,
bunt ist er nicht, also steigt er einfach hinüber, braver Curly,
toll gemacht, da hat er wieder etwas gelernt. Diesmal sind wir auch
richtig geritten, denn hier erwartet uns eine Helferin, um uns sicher
über die Straße zu geleiten.
Station Nummer drei ist erreicht, Sandra sitzt ab, sie bekommt einen
Schal um die Augen gebunden und muß Säfte an Geschmack und
Geruch erkennen. Liehhhh, es ist ein dunkelrotes Gebräu - gut,
dass ich mit Minchen balancieren konnte. Aber da habe ich mich geirrt,
nach zwei Säften, die Sandra bravorös erkannt hat, wird
getaucht und ich bin an der Reihe. Der Schal duftet stark nach
irgendeinem Parfüm, aber der Möhrengeruch ist unverkennbar,
das ist Karotte. Schwieriger wird es beim zweiten Saft, der riecht fast
garnicht, schmeckt kaum, schmeckt aber nach, igitt, das ist
Traubensaft...
Weiter geht es am Waldrand entlang, an der Straße werden wir
wieder hinüber gewunken, da ist schon die nächste Station.
Hurra, endlich dürfen wir angeln, da hat Sandra schon den ganzen
Tag drauf gewartet. Die Stelle ist ziemlich zugig, die Schwierigkeit
besteht darin, dass die Angelschnur aus einem Metalldraht besteht. Die
zehn dreht sich, klar, dass ich diese angel, wo ich doch schon eine
Niete gezogen habe. Curly ist von der Angel wenig angetan, der Draht
klappert am Griff, das mag er nicht. Zweiter Versuch ohne den Draht in
der Hand, da steht er brav still. Weiter geht es, im Wald ist es gleich
viel wärmer.
Eine Frage müssen wir noch beantworten, "In welchen 3 Sprachen
(ausser Deutsch) wird hier geschrieben?". Hm,
diese Aufgabe gibt uns ein Rätsel auf, wir stehen mitten in einer
Baumschule, weit und breit ist kein Schild zu sehen, das gemeint sein
könnte. Die Bäume sind allerdings mit winzigen orangen
Plaketten bestückt "Ginkgo biloba - "Columella" männl.
Fächerblattbaum". Das ist zumindest Latein und Volksmund ist doch
auch irgendwie eine Sprache, oder? Ausserdem sind die Baumreihen
nummeriert und unsere Zahlen sind bekanntlich arabisch. Ob das wohl
gemeint ist? Egal, ein bischen Spaß muß sein.
Im Wald treffen wir wieder auf herrliche Wege, die Pferde spüren
den Heimweg und schreiten kräftig aus. Bald sind wir im Ziel, eine
Aufgabe erwartet uns noch, bevor es in den Trail geht. Jeder wird mit
einem viertel Liter Wasser bewaffnet und muß einhändig
Slalom reiten. Am Ende zählt jeder Milliliter Wasser, der im Ziel
ankommt. Der Himmel ist uns ein wenig behilflich, zaghaft fallen die
ersten Tropfen.
Jetzt kommt der Trail, bei Punktgleichheit entscheidet die bessere
Zeit. Wir lassen es ruhig angehen. Das Abschleppen übernimmt
Minchen, Curly läuft brav nebenher, als der Himmel seine Schleusen
öffnet. Der Traktor ist beiden Pferden egal, aber überhaupt
nicht egal ist es ihnen, dass ein heftiger Hagelschauer nieder geht.
Beide versuchen sie, sich in den Wind zu drehen. Hinter dem Trecker
sind wir ein wenig geschützt, Minchen durchquert die enge Gasse,
aber die bunten Stangen irritieren Curly. Er weigert sich, hinter her
zu gehen. Auch als ich Minchen rückwärts in die Gasse
zurück dirigiere, kann ihn das nicht locken. Dafür schaut er
sich das Wasser nur kurz an, bis er tapfer hinein schreitet. Die Flagge
hängt schwer im niederprasselnden Regen, es sind wieder
Hagelkörner dabei. Minchen trotzt dem Wetter, aber umdrehen mag
sie sich nicht, also bringen wir die Flagge rückwärts ins
Ziel. Schon läuft der Regen unter den Sattel und in den Nacken,
brrr... schnell über die Plane, absitzen und von rechts aufsitzen,
egal, jetzt ist alles nass... Das Labyrinth besteht wieder aus
schrecklichen bunten Stangen, Curly macht lieber einen großen
Bogen darum, nun noch der Slalom. Ich streife Minchen die Zügel
über den Kopf und reiche sie an Sandra. Die ersten Bögen
gelingen gut, aber da ist plötzlich das Fußballspiel zu
Ende, nein, die Spieler verlassen das Feld und keiner wartet auf Curly,
klar, dass er es da eilig hat. Die Zügel fallen auf den Boden,
Minchen bleibt einfach stehen, jetzt ist alles nass und sandig... ich
sortiere meine Zügel, jetzt ist der Fußballplatz leer,
hinter Minchen her ist die Flattergasse nicht gar so gefährlich,
Curly nimmt sich ein Herz und geht hindurch. Mutiger Araber. Curly
macht sich. Curly ist heute sehr tapfer. Da ist der Regen vorbei.
Auf geht es ...
der Weg ist das Ziel - und
vor uns die Baumschule
Hagelschauer, Tümpel und triefende
Mähne
Wir versorgen die Pferde, packen sie in Regendecken und suchen beim
nächsten Schauer Schutz unter den Bäumen. Ein Platz im
Mittelfeld ist uns gewiss, aber viel wichtiger ist doch, es ein
schöner Tag war und wir mit unseren Pferden zufrieden sind.
Aufbruchstimmung, Hänger um Hänger verläßt das
Vereinsgelände, auch wir machen uns ans verladen der Pferde. Ob
Curly besser einsteigt, wenn Mina vor geht? Wir probieren es. Minchen
lockt den Araber mit hohen Tönen, aber ein Araber, der etwas auf
sich hält hat ein Recht auf zwei Longen. Ich zeige sie ihm, knote
sie an den Anhänger, da steigt auch Curly ein, dabei habe ich noch
garkeine Longe aufgenommen.
Das war ein nasser aber sehr schöner Tag und ein prima
Saisoneinstieg.
Schade, wenn eine Aufgabe über alle anderen dominiert. Für
die Getränke z.B gab es maximal 4 Punkte, für die letzte
Wasseraufgabe 500. Insgesamt war es eine sehr schöne Ralley, prima
organisiert, tolle Wege, schöne Aufgaben. Es hat uns großen
Spaß gemacht und wir kommen bestimmt gerne wieder.