Mondenkind III

The Original Sinsuality Tour
Fast hätte ich es nicht mitbekommen, Tori on Tour - sie präsentiert live und solo ihr neues Album "the Beekeeper". Und nicht nur das, nein, sie hat diesmal wieder ausgesprochen schöne Kulissen für ihre Konzerte gewählt, die Museumsmeile in Bonn, die Alte Oper in Frankfurt. Nein, das kann ich mir unmöglich entgehen lassen trotz all dem Training fürs Distanzreiten.

Bonn 2005
23.06.05 bei glühender Hitze, Tori spielt Open Air vor der Kunst- und Ausstellungshalle in Bonn und sie ist wahnsinnnig gut drauf. Voller Kreativität, voller Improvisationen und voller Inspiration.
Im Schatten des großen Zeltdaches läßt es sich einigermaßen aushalten. Pünktlich um sieben startet die Vorgruppe und pünktlich um halb acht zieht sie von dannen. Eine viertel Stunde Pause, der Gong ertönt. Langsam nehmen die Leute Platz. Ein paar letze Handgriffe noch am Bösendorfer Klavier, nun ist alles bereit. Vier Klaviere stehen nebeneinander auf der Bühne. Na, das läßt einiges Spannendes erwarten. Plötzlich ist sie da, ohne großes TamTam, ohne Bohei, mit der obligatorischen Verbeugung nimmt sie Platz am Piano, rückt sich zurecht und greift in die Tasten.

Original Sinsuality gefolgt von einem düster gefühlvollem Amber Waves. Na bitte, wer sagt denn, daß sich ein Konzert nicht lohnen würde, blos weil einem das neue Album im ersten Moment nicht gefällt? Mir hat außer Choirgirl noch kein Album auf Anhieb gefallen, aber das ist eine andere Geschichte, die ein anderes Mal erzählt werden soll. Es ist warm, es ist heiß, nicht nur ihr. Normalerweise mag sie die Wärme, aber das ist auch ihr zu heiß. "so close your eyes and think of water". So typisch für Tori improvisiert sie mal eben acapella ihre Wünsche daß es regnen möge, bis es in den Ohren rauscht. So genial! Martha's Foolish Ginger ist von der neuen Platte. Schon improvisiert sie wieder ein wenig Happy Phantom, als sie anfängt, die Leute, die noch am Rand stehen, auf die Plätze zu verteilen. Es sind eine ganze Reihe Stühle nicht besetzt. So süß! während sie locker einen Platzanweiser intoniert und zu Happy Phantom zurückkehrt, voll lustig, eines meiner Lieblingsstücke, weil er so fröhlich klingt. Heute gefällt mir dieser Song ganz ausgesprochen gut! Kaum läßt sie den Applaus verklingen, geht sie über in Jackie's Strength - hurra, noch ein Highlight. Marys Of The Sea sagt mir wieder weniger, aber das Grinsen quer in meinem Gesicht ist kaum zu übersehen.

Tori's Piano Bar ist eine Erinnerung an ihre ganz frühen Anfänge, als sie noch durch PianoBars tingelte und Stücke anderer Künstler spielte. So ist diese Konzertsequenz ausschließlich Covern vorbehalten, die beim Meet and Greet gewünscht werden. Überhaupt scheint diese Tour mal wieder sehr abwechslungsreich zu werden. Crazy Daniel (Elton John cover) gelingt sehr schön, fast noch schöner das zuerst 2003 in Frankfurt gespielte Vincent (Starry Starry Night) (Don McLean cover), bei dem sie sich aber voll "verhaut". "Ok, I fucked up this song" - und sie möchte tatsächlich wissen, was das auf deutsch heißt... bevor sie von vorne beginnt.
Was hätte ich mir gewünscht, wenn ich beim meet & greet gewesen wäre? Suede kommt mir in den Sinn oder Spring Haze. Spring Haze wäre toll, das Venus Album gefällt mir so gut. Parasol, deftig, voluminös, ein Stück vom "Bienenalbum". Die ersten Klänge lassen mich aufhorchen, da kann ich fast mitsummen, so bekannt ist der Song: China von ihrem Debut Little Earthquakes. Goodbye Pisces und ich fasse es nicht, Spring Haze. Jippie jippie. Ach, sie ist so genial. Neuerdings kann sie sogar Gedanken lesen ... aber nein, der Song stand auch so auf der Setlist. Abschluß des ersten Teils bildet The Beekeeper.
Standing Ovations aber kein langanhaltender Applaus, nein, sie läßt sich nicht lange bitten, kehrt gleich zurück auf die Bühne für zwei Zugaben, Siren und Bells For Her. Absolut genial, schon lange da und doch immer wieder neu. Traurig, dramatisch, voller Gefühl.
Auch die Zweite Zugabe läßt nicht auf sich warten, Tori nimmt ihre Blumen in Empfang, setzt sich in ihren Klavierpark, stimmt Another Girl's Paradise an. "No one's picking up the phone" mit einem hammerg... Hey Jupiter klingt der Abend aus.
Keine Diskussionen, keine Zugabenrufe, es ist definitiv Ende. Es hilft nichts, unbarmherzig beginnt die Crew mit den Aufräumarbeiten. Nach fast zwei Stunden Solokonzert möge man ihr das gönnen.
*Seufz
Was für ein geniales Konzert einmal mehr.

Frankfurt - Alte Oper
28.06.2005 Alte Oper, endlich mal wieder. Hier hat alles angefangen, hier haben wir die besten Konzerte erlebt, hier habe ich die EWFs kennengelernt und hier habe ich mein erstes Autogramm bekommen. So lange hat sie in "großen Hallen" gespielt, Jahrhunderthallte Hoechst, Oberhausen Arena... nein, das ist nicht das richtige Ambiente, bitte bitte, spiele wieder in der Alten Oper! 2005 - sie erfüllt uns diesen Wunsch.

Während im Rheinland schon heftige Gewitter angekündigt sind, glüht Frankfurt in der Sommerhitze. Bis zum Konzert ist noch eine Weile Zeit. Wir flanieren über die Zeil und lassen uns das Eis beim Opernfest schmecken. Alle sind sie wieder da, Eric with a c, Michael, Christoph, Sabrina, FraPe, Erwin ...
In der Alten Oper ist es angenehm frisch, die Klimaanlage rauscht, der Sound ist bescheiden. Pssst, nicht stören.

Pünktlich. Der Opener ist wie auf der ganzen Tour Original Sinsuality. Mühelos füllt ihre Stimme und ihre Virtuosität die Oper. Father Lucifer - was ist denn das für eine Geste, ärgert sie da jemand oder soll das ein Hinweis für ihren Sound sein? - Doch wir werden entschädigt, es ist das letzte Konzert dieser Tour in Deutschland, wir sind dsa beste Publikum auf der ganzen Welt und sie hat die Zeit hier genossen. Die Tour führt sie nun in das "Schokoladenland", die Schweiz. Schon greift sie wieder in die Tasten, für eine grandiose wunderschöne Version des Klassikers Winter. In atemberaubendem Tempo führt sie über zu Blood Roses und ebenso effektvoll wie dramatisch Liquid Diamonds, bei dem sie munter zwischen  Bösi und Keybord wechselt, manchmal auch alle zugleich. Ich LIEBE es, wenn sie das tut. Ja, das ist der bombastische Sound von Choirgirl. Das erste Tempo ist raus, die erste Energie versprüht, nun wird es ruhiger. Barons Of Suburbia und das schon in Bonn gehörte Bells For Her am Chembalo gespielt. TORI'S PIANO BAR, that's her sign. "Any requests for tonight?" Wünsche gehen in Erfüllung. Wünsche, die sie mag, spielt sie auch, aber Songs, die sie nicht ausstehen kann, wird sie ums verrecken nicht spielen, aber die zwei Stücke des heutigen Abends mag sie gut leiden. Das erste hat sie schon mit 13 in den Piano Bars gespielt, weil ihr Vater es mochte, so, wenn sie das nicht hinbekommt, müßte sie schon sehr dumm sein ... Piano Man (Billy Joel cover). - gewünscht war "ein Song von Billy Joel". Over The Rainbow (from The Wizard Of Oz) habe ich schon 96 einmal in Frankfurt in der alten Oper hören dürfen, wie glockenklar ihre Stimme ist.
Your Cloud
, von Scarlets Walk, sie ist Mutter geworden. Für mich klingt es wie ein Gute Nacht Lied. Sleeps With Butterflies vom neuen Album, mit dem ich noch nicht so richtig warm werde, dafür umso mehr liebe ich Space Dog aus der CfG Ära. Hin und Her werden wir geworfen, Carbon summ tund dröhnt, und The Beekeeper beendet wie so oft den  Hauptteil des Abends.
Die Konzerte sind lang geworden, gut zwei Stunden hält Tori solo durch. Lange Wartezeiten gibt es nicht mehr und lange Pausen auch nicht. Aber um elf Uhr muß Schluß sein. So eilt sie zurück auf die Bühne, "this is for you guys" Spark. Immer wieder wird dieser Song erbettelt. Aber nur in Deutschland gibt es eine Chance, daß Spark debütiert. Superschön, einfühlsam. Never Seen Blue, ein B-Seiten Song.
Tear In Your Hand
, mit einer Träne im Auge verabschiedet sie sich vom deutschen Publikum. Aber die Tränen sollen nicht lange fließen, Toast  heißt das letzte Stück der Tour. Was für ein Abend.

2 Konzerte, 32 verschiedene Songs, das schafft nur Tori Amos.

Kommentare im Forum - Bonn
es war ja alles sehr hell, weil draußen. und viele standen am rand rum, weil einige sitzplätze blöd hinter pollern lagen. und dann rief tori plötzlich mitten im happy-phantom-intro "hey, you two girls, you are very cute, come up here. there's two free seats".. oder so was. ach so, die ersten beiden hatte sie noch von ihren sitzplätzen weiter am rand in die mitte gesetzt. und die beiden plätze, die dadurch frei wurden, hat sie dann weiterverteilt. ging eine ganze weile.
die leute fühlten sich natürlich erst nicht so wirklich angesprochen. also hat tori noch irgendwas gesagt von wegen "no, i won't bite you. alles klar!" auf deutsch.. sehr süß.

auch während happy phantom hat sie etwas den clown raushängen lassen. mit breitem grinsen und angedeuteter hut-zieh-revue...

2007

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