Erste Tori Erfahrung 94
Es geschah 1993, daß mir eine CD "all woman 2" in die Hände
fiel. Darauf war auch ein Stück von Tori Amos - Winter. Nichts besonderes
eigentlich, die CD gefiel mir insgesamt sehr gut. Es geschah wenig später
Anfang 94, daß meine Mitbewohnerin Geburtstag hatte und mein Mitbewohner
Tori Amos "Little Earthquakes" als geeignetes Geschenk vorschlug. Da klingelte
es in meinen Ohren, Tori Amos? Die kenn ich, die ist auf meiner CD, Winter,
sehr schön und erklärte mich mit dem Geschenk einverstanden.
Natürlich lieh ich mir die Kassette später aus, wenn mir ein
Stück dieser Dame gefällt, vielleicht gefällt mir ja mehr?
Nun, zunächst war dem nicht so.
Happy Phantom fand ich lustig, der Rest sagte mir nicht so richtig
zu.
Wenn wir unserer Mitbewohnerin eine CD geschenkt hätten, wäre
es sicher dabei geblieben, aber es war nun mal eine Kassette, und um Happy
Phantom wieder zu finden, mußte ich spulen und reinhören und
spulen und reinhören... Und plötzlich war da noch ein Stück,
das mich interessierte - girl und noch eines - crucify und noch eines und
noch eines und schließlich überspielte ich die Kassette ganz.
Und weil so eine Kassette schnell abgenudelt ist, kaufte ich mir die CD,
little Earthquakes zierte von nun an meine CD Schätze.
Anfang 94 fuhr mein Mitbewohner nach Frankfurt zu WOM. Ganz aufgeregt
rief er von dort an, es gibt sogar noch eine CD von Frau Amos, ob er die
wohl auch mitbringen soll? Er sollte. Außerdem fand er heraus, daß
es ein Konzert in der Frankfurter alten Oper geben würde. Och joa...,
da würd ich schon mitgehen...
Die zweite - neue CD fand Gehör, reichte meiner Meinung nach an
den Vorgänger aber nicht heran. God fand ich toll, die Vorstellung,
daß Gott eine Frau brauchen könnte. Ich begann, mich mit Toris
Ideen und Theorien auseinander zu setzen. Just zu dem Zeitpunkt erschien
auch eine Rezension des neuen Albums in der Frankfurter Rundschau, die
sogleich ausgeschnitten und an die WG Wand gepinnt wurde. Under the Pink
hieß fortan das Juwel meiner bis dato immernoch bescheidenen CD Sammlung.
12.04.94 Der Konzerttermin rückte näher, die ganze WG inklusive
der einziehenden und ausziehenden Bewohner hatte inzwischen Karten. Ich
steckte mir das Booklet von UTP ein, für den Fall, daß es eine
Gelegenheit für ein Autogramm gäbe, aber natürlich hatte
ich keine Ahnung. Es war nicht nur mein erstes Tori Konzert, es war mein
erstes Konzert überhaupt. Ein Autogramm habe ich natürlich nicht
bekommen, aber ich war von der Show beeindruckt und von der Dame restlos
begeistert. Ich wurde Fan, begann CDs zu sammeln, Poster aufzutreiben,
Zeitungsberichte auszuschneiden, eben alles aufzustöbern, was ich
bekommen konnte. Sogar Freundschaften konnte ich über meine Begeisterung
für Tori Amos schließen (Andreas :-)
Lange stand ich vor einem Bootleg von Y Kant Tori Read, unsicher, ob
es sich wohl um die selbe Tori handelt. Oh, und die B Seiten waren eine
völlig neue Erfahrung für mich. Über Bekannte bekam ich
eine ganze Kassette davon. Mary und Flying Durchman gehörten dabei
zu meinen Lieblingen. Meine erste Maxi überhaupt hieß Cornflake
girl.
Schlafende Hunde 96
Boys for Pele, Toris drittes Soloalbum, die erste CD, die ich mir direkt
bei Veröffentlichung zulegte, der ich entgegenfieberte, die ich kaum
erwarten konnte. Die ich 5 Sekunden vor Geschäftsschluß noch
ergatterte. Blutig, gewöhnungsbedürftig, schwierig, jedenfalls
nicht einfach. Talula, oh Talula gefiel mir, Blood Roses konnte ich richtig
nachempfinden, Horses naja. Das Album ist gut, aber die Vorgänger
sind besser - ungefähr zwei Tage lang, dann war Boys for Pele mein
absoluter Favorit. Bei all meiner Begeisterung übersah ich völlig,
daß es eine Tour geben würde und eh ich mich versah, war die
alte Oper ausverkauft. Zu dem Zeitpunkt lernte ich Martin bei einem Spieleabend
kennen, ebenfalls ein Anhänger von Boys for Pele und glücklicher
Besitzer einer Karte. Meine Schwester hatte kurz zuvor Karten für
das ausverkaufte Konzert der Toten Hosen bekommen. " Da gibt es immer noch
Karten auf so einem Konzert" Aha.
24.03.96 Mit ziemlich vielen Schmetterlingen im Bauch beschloß
ich dann eben ohne Karte zum Konzert zu fahren. Mit Martins Hilfe konnte
ich tatsächlich eine überzählige Karte auftreiben. Wieder
reiste das Booklet von UTP mit...
Es war ähnlich aufwühlend, wie 94, wahrhaftig. Wenn ich vorher
nur begeistert "Fan" war, jetzt war ich leidenschaftlich, restlos. Neben
Tori ließ ich niemand anderes gelten. Ihre CDs bekamen einen Sonderstatus
in meinem Regal, jede noch so kleine Erwähnung ihres Namens oder ihrer
Werke wurde sorgfältig aufbewahrt. Die Kritik zwei Tage später
aus der Frankfurter Rundschau wurde säuberlich ausgeschnitten und
gerahmt. Und dann stand da dieser fatale Satz "wir berichteten" und die
Erkenntnis "ich hab was verpasst". Nicht so schlimm, im Pausenraum stapelten
sich die vergangenen Ausgaben der Rundschau circa einen Meter hoch. Also
los. Meine emsige Suche machte meine Kollegen neugierig. Tori Amos, wer
ist das? Bring doch mal eine CD mit... Ein Fund, eine glückliche Inke
- ich habe den Artikel tatsächlich gefunden. Und eine Kassette für
das Labor mit meinen Lieblingsstücken habe ich auch aufgenommen und
es wurde die meistgehörte Kassette im Labor. Meine Freunde konnte
ich von Tori nicht überzeugen, wohl aber meine Kollegen.
Becoming an EWF 98
Das neue Album erschien und diesmal fand ich auf Anhieb Gefallen daran.
Iieee - naja, aber der Rest, rockig, bewegend, grandios. Bring your sister....
I can be cruel. Diesmal achtete ich auch rechtzeitig auf die Konzerttermine
und holte mir bei Zeiten eine Karte in den vorderen Rängen.
09.06.98 So weit vorne, nun ja, das ist schon etwas anderes. Da erlebt
man nicht nur ein umwerfendes Live Konzert, nein, da erlebt man Tori live.
Und das ist etwas ganz besonderes. Ob man da mehr von vertragen kann? Martin
meinte, die Show wirke auf ihn ziemlich "einstudiert", da wär nicht
viel zu erwarten. Natürlich war mein UTP Booklet wieder dabei gewesen.
13.06.98 Meine Freunde konnte ich zwar nicht für Tori begeistern,
wohl aber unterstützen sie meine Leidenschaft. So wußte eine
Freundin von einer Freundin die eine Karte für Toris Konzert in Bonn
hatte, dort aber nicht hingehen wollte, ob ich nicht wollte? Zugegeben,
die Idee war verlockend, aber zweimal das Selbe?... Doch, ich habe die
Karte genommen und so reiste ich 4 Tage später nach Bonn.
Von wegen das Selbe!
Das Konzert fand im Rahmen des Museumsmeilenfestes statt. Ich wollte
dem Fest gerne eine Besuch abstatten, so reiste ich schon früh an.
Zu meiner Enttäuschung war aber garnix los - oder zu meinem Glück?
Jedenfalls trieb ich mich auf dem Gelände herum, traf andere Fans
:-) und geriet zum Bühneneingang. Darüber hatte ich mir bisher
noch keine Gedanke gemacht, daß die Künstler so ein Konzert
nicht über den Haupteingang betreten und verlassen könnten. Wie
kann man mit 26 noch so dumm sein? Mein Herz unter dem nun doch schon recht
mitgenommenen UTP Booklet begann zu klopfen. Sollte es möglich sein,
hier ein Autogramm zu bekommen? Immerhin erfuhr ich, daß Tori schon
da sei und nach dem Konzert die Chance bestünde... Also begab ich
mich wieder nach vorne, dort konnte ich dem Soundcheck lauchen, denn das
Konzert fand open air statt und nur eine Zeltplane behinderte die Sicht.
Oh und dann das Konzert! Nix statisch, nix einstudiert, es war ganz
anders als in Frankfurt. Es begann wie in Frankfurt mit Black Dove (January)
aber das war auch schon alles. Tori legte sich mächtig ins Zeug und
steigerte sich mit jedem Song. Sie spielte nicht nur gleichzeitig Piano
und Keyboard, sang inbrünstig, lebte ihre Musik mitsamt ihrem Körper,
nein, sie dirigirte nebenher auch noch eine Band. Und als krönenden
Abschluß spielte sie sugar, einen meiner Lieblingsstücke. Das
hatte sich einer ihrer Fans gewünscht.
Ja, und dann testete ich mein Glück und eilte zurück zum
Bühnenausgang. Natürlich war ich nicht alleine dort und auch
viel zu spät und auch viel zu weit hinten. Immerhin konnte ich sie
noch einmal sehen. Als das Gedränge sich verflüchtigt hatte,
kam Steve Caton heraus und aus lauter Frust bat ich wenigstens ihn um ein
Autogramm und bekam es auch auf mein inzwischen heiliges UTP Booklet. Außerdem
kam ich ins Gespräch mit den andern EWFs, die ich zum Teil von Frankfurt
und sogar von 96 wiedererkannte. Und da bekam ich den Tipp mit dem Meet
& Greet vor der Show und das es da einfacher sei, ein Autogramm zu
bekommen.
ja, und weil es so ein Erlebnis war und weil ich den Tipp mit dem Meet
& Greet bekommen hatte und weil mir die EWFs so gut gefallen hatten,
besorgte ich mir gleich am nächsten Tag eine Karte für das Zusatzkonzert
in Frankfurt und konnte zu meiner eigenen Überraschung tatsächlich
noch einen Platz in der ersten Reihe ergattern.
23.06.98 Viel zu früh traf ich an der alten Oper ein, doch ich
war nicht die Erste. Die EWFs, die ich in Bonn kennen gelernt hatte waren
schon da und noch ein paar andere. Fotos wurden ausgetaucht und ich lernte
viel Neues. Das Wetter war sonnig und warm, nahezu perfekt. Diesmal hatte
ich natürlich nicht mein UTP Booklet dabei, dieses zierte ja schon
die Signatur von Steve. Ich hatte mich für das von Little Earthquakes
entschieden. Rudolf Scharping frug ganz verwundert, was wir wohl dort wollten,
aber kaum einer hat sich für Politik interessiert. Pünktlich
nachdem der letzte EWF eingetroffen war erschien Tori. Oh und ich brachte
keinen einzigen Ton heraus, was aber nicht schlimm war, denn die anderen
hatten genug zu erzählen. Auch ein Foto von mir und Tori verweigerte
ich, was sie wunderte aber akzeptierte, aber ich habe mich wirklich nicht
getraut und jetzt ärgere ich mich ein bißchen. Nächstes
Mal.... Aber in silbernen Lettern ziert ihr Namenszug mein Little Earthquakes
Cover :-) Und ich war so high vor lauter Glück. Und so aufgeregt,
erste Reihe...
Wieder war es ein ganz besonderes Konzert, a night at the opera, Alamo.
Bei Raspberry Swirl gibt es kein Halten mehr, die Zuschauer stürmen
nach vorne, Tanzen mit. Oh und HR1 hat mitgeschnitten, da muß sich
doch was machen lassen.
Und hinterher, hinterher stehe ich viel weiter vorne und es ist auch
weniger los, als in Bonn, doch ich habe nichts dabei, was ich signieren
lassen könnte, darum halte ich mich im Hintergrund. Der Austausch
mit den Fans hinterher ist doch fast genauso wichtig für mich.
28.07.98 Schwarz Weiß - Musik in Farbe 80 Minuten sind angesetzt,
ohne Nachrichten. Das reicht natürlich nicht. Aber Tori kann man doch
nicht einfach kürzen, das geht einfach nicht. Das sieht sogar der
HR ein, überzieht seine Sendung gnadenlos, überträgt das
Konzert von der ersten bis zur letzten Minute. Es ist fast als wäre
ich wieder dort. Als klar wird, es geht weiter, es wird überzogen,
es wird nicht abergewürgt. Und da ist er wieder, der Funke, der zuckende
Muskel und bei Raspberry Swirl gibt es kein Halten mehr, nicht mal in meiner
winzigen Bude.
OcTORIFest 17.10.98 in Köln
Das war mal wirklich eine coole Idee. All die lieben Leute wiedertreffen,
Fotos austauschen, Begeisterung teilen... Schön wars.
To Venus and Back
To Venus and Back war als Live Album geplant mit einer Bonus CD voller
B Juwelen. Aber dann packte Tori die Inspiration und es wurde ein ganz
neues Werk daraus mit einer Live CD als Bonus - live. still orbiting.
Es ist ein Geschenk. Es sind nicht nur ihre Hits darauf - die auch,
natürlich, aber es sind vor allem Stücke darauf, die Fans sich
immer wieder wünschen: Cooling, Girl, Sugar. Sogar wie sie ihre Band
vorstellt ist mit darauf. Das gibt es nur bei Tori, da bin ich mir ganz
sicher. Wenn ich vom Konzert heim komme, gibt es ein paar Wochen, in denen
ich ihre Alben nicht hören kann, sie sind einfach zu blaß gegen
das, was sie live zu bieten hat. Live. Still Orbiting bildet da sie gesuchte
Ausnahme. Tori ist es wahrhaftig gelungen, die live Atmosphäre einzufangen.
Orbiting, die neuen Stücke. Sie sind ganz anders als das bisherige,
natürlich, sich zu wiederhohlen wäre unter Toris Würde,
aber sie hat ihren Stil, es ist unverkennbar Toris Werk. Experimentell,
künstlich, künstlerisch.
Die 5 1/2 weeks tour führt sie leider leider nicht nach Europa!
StrangeLittleGirls
Nur Cover, was ist denn jetzt kaputt? Das kann doch unmöglich
Tori sein. Andererseits wird die immerwieder um bestimmte Stücke anderer
Künstler gebeten, wer liebt nicht ihre Version von Nirvana's "Smells
like Teen Spirits" oder "Angie" der Rolling Stones? Also abwarten, immerhin
steht hinter dem Album ein ganz bestimmtes Konzept.
Doch dann kam das Album in fünf verschiedenen Varianten daher
und das roch schon nach Profitgier... Ich entschied mich für die "I
don't like Mondays" Version, da sieht sie sich noch am ähnlichsten.
Gleich spielte ich "enjoy the silence" an und war entsetzt, was sie aus
diesem Song gemacht hat. Das Booklet machte mich neugierig, plötzich
fiel mir der Name Georg W Bush & Georg Bush ins Auge, vocals on "Happiness
is a warm gun" und so spielte ich auch diesen Titel an, aber auch der wollte
mir nicht zusagen. "Tell me why I don't like Mondays..." So landete die
CD erstmal für ca drei Wochen im Regel, undgehört.
Im Radio wurde strange little girls öfter gespielt und mit der
Zeit fand ich den Titel garnicht mehr so schlecht. Im Kultkomplex wurde
ihr Album ebenfalls vorgestellt, mit enjoy the silence - sooo schrecklich
ist das garnicht - und rattlesnakes. Rattlesnakes schließlich überzeugte
mich, der CD eine Chance zu geben, aber noch wollte sie in meinem CD Spieler
nicht Platz nehmen. Schließlich erhielt ich über das Internet
eine Kompilation Strange little Boys, die Originalen und darüber bekam
ich endlich den Zugang zu Toris neuem Album. Die Originalen mag ich garnicht
leiden, bis auf Enjoy the Silence, aber der Vergleich, die unterschiedlichen
Sichtweisen von Mann und Frau öffneten mir die Tür zu Toris Werk.
So schloss ich wieder Frieden mit ihr.
Aus einem Briefwechseln mit einem "former EWF"
Gerade bei "I'm not in Love" fällt mir die Sichtweise Mann/Frau
besonders auf. Ich finde, das Original hört sich so an, als wenn der
Mann sagt "das heißt noch garnix, wenn ich Dich anrufe, bild Dir
blos nix ein" - richtig genervt. Toris Version dagegen klingt eher verletzt
- "Du hast mich angerufen, und jetzt sagst Du es
bedeutet Dir alles nix"... und das ohne ein einziges Wort zu verändern,
blos durch die Betonung... das ist faszinierend. Bei "New Age" finde ich
vor allem die Transformation ins Moderne toll gelungen. Sind ja bis auf
Eminem total alte Stücke, die sie da neu aufmischt...
Kaum ein Tag, an dem ich die CD nicht doch nochmal einlege, und das,
wo ich die CD drei Wochen lang besessen habe, ohne ihr eine Chance zu geben...
Also ich habe Toris Album eine Chane gegeben und finde es ganz toll.
Sie hat sich ihre künstlerische Freiheit bewahrt und einfach so bekannte
Stücke zu covern ist schon mutig.. Und Hits sind nicht dabei.
Außerdem hab ich mir die "strange little boys" angehört
- das sind die Originalen und die sind nicht mal halb so gut. Tori ist
eine ganz excelente großartige Ausnahmekünstlerin :-)
Es ist ein Konzept. Die versucht Dinge, die Männer sagen, aus Frauensicht
zu interpretieren. Wie kommt das, was ein Mann sagt, bei einer Frau an
und wie klingt es, wenn das Selbe eine Frau sagte..? Alles Songs, die Männer-und-Frauen
Themen behandeln, aus der Sicht des Manes. Tori gibt ihre Sicht dazu, die
versucht die
Frau, die im Song vorkommt, herauszuholen, sie hörbar zu machen,
ihr gehör zu verschaffen. Und das macht sie unglaublich gut.
> Also die Tonlage dürfte höher sein. :-)
Aber auch die Sicht der Dinge. Die selben Worte, aber total anders,
nur ein wenig anders betont und eben aus dem Munde einer Frau. Sie singt
die Lieder nicht einfach nach, die lotet sie aus.
Außerdem sind die Originale (außer Eminem) alle älter als 11 Jahre (Schnitt 22) und sie hat sie zudem noch in unsere Zeit transformiert und das gelingt ihr einfach. "New age" ist im Original ganz schon blas, aber bei Tori kommt es total imposant daher. "Real Men" ist einfach genial, wer ist der wirkliche Mann? Die Jungs, die sich himmelblau anziehen? Die toughen oder die kulturell interessierten? - oder der mit dem goldenen Ohrring? Laß das mal einen Mann sagen - und daneben eine Frau...
Mit Recht. Ist eben nicht blos ein Coveralbum. Hat nix mit Faulheit zu tun. Es ist ein Experiment, ein gelungenens.
Tori live 2001
Als die Tourdaten raus waren, flitzte ich gleich los und organisierte
mir eine Karte für Frankfurt. In Frankfurt habe ich sie zum ersten
Mal live erlebt, in Frankfurt habe ich mein erstes Autogramm bekommen,
Frankfurt ist überhaupt die deutsche Hochburg der ToriFans, darum
ist Frankfurt mit Sicherheit immer eine Reise wert und darum war auch klar,
daß ich dahin muß, zwingend. Oberhausen war auch klar, das
war das nächste Konzert zu meinem Wohnort. Eine Woche Abstand zwischen
den beiden Konzerten erschien mir angemessen. Ja, und dann gab es da den
email Kontakt mit anderen EWFs, die viel mehr Konzerte besuchen und Mannheim
fiel des öfteren. Als auch dort der Vorverkauf los ging, beschloß
ich spontan, mir für Mannheim ebenfalls eine Karte zu kaufen. Unmittelbar
vor Oberhausen, Gefahr einer Überdosis?
Überdosis Tori, gibt es das überhaupt?
Tori im Doppelpack
MA OB
02.12.01 Anreise per Bahn, kurz durchgefragt zum Rosengarten und im
Hotel vorbeigeschaut, ab zum Venue - vielleicht - vielleicht gibt es ja
doch ein Meet & Greet....
War aber nix und die EWFs sind auch erst später eingetroffen.
What a night! Pünktlich um 20 Uhr hebt sich der Vorhang im Mozartsaal.
Dahinter ein weiterer, löchriger zwar, behindert die Sicht. Zuckende
Lichter erhellen die hintere Bühne. '97 Bonnie & Clyde. Mit den
letzten Noten fällt auch der letzte Vorhang und Tori - mit wildem
flammendem Haar betritt die Bühne. Ihr rot-schwarzer Dress im gelb-roten
Licht betont das leuchtende Haar und erzeugt eine zauberhafte aufregende
Atmosphäre. Eine Verbeugung vor dem Publikum, sie nimmt Platz am Piano
und die Show beginnt mit Siren. Sehr intensiv, sehr warm. Sie hat ausgesprochen
gute Laune. Dann ein Klassiker, SATY. Sie sagt nicht viel, eigentlich fast
nichts, aber das stört überhaupt nicht, der Funke springt über.
Dieses Konzert widmet sie der Loreley, die sie vor einer Weile mit einer
Freundin besucht hat. Ein aufgewühltes sugar, während dessen
sie das Piano feste schlägt, black dove (january), little earthquakes.
Die Mimik ist unausgesprochen erzählend, lustig. Sie macht Faxen,
kokettiert zum Publikum. Das Licht unterstützt Ihre Darbietung optimal
aber niemals aufdringlich oder ablenkend. Die Kommunikation ist perfekt.
Ich denke, heute würde Happy Phantom gut passen, mein persönlihcer
Lieblingssong. I don't like Mondays (zum Glück ist erst Sonntag),
am Keyboard, ein Soundproblem läßt sie neu starten. Zurück
am Piano erstrahlt der Saal förmlich, Sie, ich. Und da ist er plötzlich,
der Song, den ich mir insgeheim gewünscht habe, Happy Phantom. Spring
Haze, Suede eine sehr fröhliche Sequenz. Sie strahlt, sie lacht, sie
spielt mit dem Publikum. Und ich grinse über das ganze Gesicht. Ich
denke, sie hatte ebensoviel Spaß, wie wir. Ihr Blick auf einzelne
Zuschauer gerichtet ist durchdringend. Jetzt erhebt sie sich, geht hinüber
zum Wurlitzer. Zunächst hat sie keinen Ton, als sie das Mikrophon
angeschaltet hat leitet sie mit einem ihrer faszinierenden Improvisationen
ein (sometimes I sing to myself, sometimes I don't male a noise...) bevor
sie in Bells for her übergeht.
Rattlesnakes, der zweite Song aus ihrem neuen Album SLG. Die Atmosphäre
wird dunkler, angespannter, fast ein bißchen gruselig. Dann rezitiert
sie me an a gun - acapella und das IST wirklich gruselig. Außerdem
fiel hier störend auf, daß die Anlage scheußlich rauschte.
Sie löst die unheimliche Stimmung mit einem wunderschönen
cooling. Schüttelt Hände, bedankt sich und verläßt
die Bühne. Aber nur kurz. Als Zugabe Northern Lad, Tear in Your Hand,
sehr überzeugend. Noch einmal muß sie zurück auf die Bühne.
Und da ist er wieder, der Funke, der Spaß, die Kokettierie. Jackie's
Strength. Sie erhebt sich vom Stuhl, nur um eine einzelne hohe Note anzuschlagen.
Something, eine Song, den sie in Mannheim zum ersten und einzigen Mal spielt
und Pretty Good Year als krönenden Abschluß mit einer kleinen
Textänderung: "Let me tell you something about America - pretty she
is" eine Referenz an die Ereignisse vom 11. September 2001? Eine bezaubernde,
fantastische amüsierende Nacht - mit einer neckischen und fröhlichen
Tori Amos.
So intensiv habe ich sie selten erlebt. Es war ein ganz besonders Konzert,
Genuß pur. Da sind sich sogar die EWFs einig.
Ich bin im 7. Tori Himmel und verstricke mich in den Austausch mit anderen Konzertbesuchern, daß ich völlig vergesse, zum Bühnenausgang zu eilen - um nur ja als erste dort zu sein, ist aber nicht so schlimm. Ich begegne hier überraschend alten Freunden (hallo Ingo!) und alten Bekannten (na Vera!) und lerne auch neue ebenso begeisterte Anhänger Toris kennen. Endlich bewege ich mich doch Richtung Bühnenausgang. Ich mag einfach noch nicht loslassen, den Abend zu Ende sein lassen...Natürlich ist es voll dort, ich habe kaum eine Chance Tori für dieses wundervolle atemberaubende Konzert zu gratulieren, aber die EWFs sind da, eine gute Gelegenheit, die aufgestaute Spannung los zusprudeln, sich gemeinsam über einen so gelungenen Abend zu begeistern, das ist doch das Schönste.
03.12.01 In Oberhausen gleich am nächsten Tag war der Zauber auch
schon fast wieder vorbei. Allerdings ist auch eine halbe Arena kaum mit
dem Mozartsaal zu vergleichen. Gleiches Konzert, selbe Szene. Mit den letzten
Noten von '97 Bonnie & Clyde fällt der zerlöcherte Vorhang
und Tori betritt die Bühne. Sie startet mit einem furiosen Juarez
am Piano von Ihrem Venus Album, daß sie ja in Europa bisher noch
nicht live vorgestellt hat. Zum Teil greift sie direkt in die Seiten vom
Flügel. Die Zeile "no angels came" bekommt im aktuellen Zusammenhang
eine ganz andere Nuance gefolgt am Keyboard von Rattlesnakes ebenso dramatisch
und überzeugend wie am Vorabend. Ein paar Worte zum Publikum, wie
zivilisiert die Europäer im Vergleich zu den Amerikanern seine, daß
sie drüben gut ein paar von uns gebrauchen könnten und daß
es gut ist, hier zu sein, "while the world goes crazy". Precious things
- nicht ganz so zügellos, wie noch 98 aber emotionsgeladen,
kräftig, umwerfend mit einem extrem lang gehaltenen giiiiiiiiiiiiiiiiiiirrrrrrrrrrrrrrrrrrllllllllllllllllllllllllllllll.
Der Abend wird schön, nicht ganz so intensiv geladen persönlich
wie Mannheim, leichter, fast beschwingt, romantisch? Not the red Baron,
Daniel, Concertina, Sweet Dreams, letzeres ein Hinweis auf Ihre Schwangerschaft
2000 und ihr Kind, Space Dog mit einem wunderbaren Intro, überraschend
Etienne aus Ihrer YKTR Ära. Hat sie sich endlich versöhnt mit
ihrem frühen Werk?
Wieder das Wurlitzer, diesmal mit seiner Woodstock Geschichte. Dieses
Instrument wurde original in Woodstock gespielt, innen aber komplett überholt.
Ich denke, jetzt spielt sie wieder bells vor her, aber es kommt anders
- natürlich. Tori macht doch eigentlich nie das Erwartete. Cruel taucht
auf - erstmalig auf dieser Tour, bisher nur mit Band gespielt, dieses mal
solo am Wurlitzer. Ruhig und trotzdem sehr rauh. WOW. Diese Version von
Cruel ist einfach - genial - unbeschreiblich. man muß es erlebt haben,
sorry für meine Unzulänglichkeit.
Dann der Doughnut Song, zwischen Piano und Keyboard und auch mal beides
simultan. Me and a gun - dunkel, düster, brüchig scheint für
diese Tour obligatorisch zu sein, eins vor Schluß - die Bühne
ist dunkel, nur ein einzelner Scheinwerfer beleuchtet sie von unterhalb,
unheimliche scharfkantige Schattenspiele auf ihrem Gesicht erzeugend -
sie löst die bedrückende Stimmung mit einem fabelhaften time
mit glanzvollen Lichteffekten. Der Sound ist diesmal makellos und das Konzert
jede Zeile wert. Tori verabschiedet sich mit einer asiatischen Verbeugung.
Die Zugaben setzen fort, was die bisherige Songauswahl vorgab, China, 1000
Oceans. Keine Schnörkel, keine Verrenkungen einfach nur grandios,
wunderschön. Sogar das Haar trägt sie heute glatt. Das Publikum
ist nicht zu halten, stürmt nach vorne zur Bühne. Tori schüttlet
ein paar Hände, verabschiedet sich bis zur zweiten Zugabe. Past the
mission - toll!. Honey - hübsch, cloud on my tongue. Gibt es etwas
schöneres?
38 songs, 35 verschiedene Titel an zwei Abenden, nur Tori und ihre
drei Tastentiere. Absolut genial. Ach dieser Frau kann einfach niemand
das Wasser reichen. Piano und Keyboard, Pantomime gleichzeitig, sie sah
total gut aus mit ihrem flammend roten Haar und dem rot schwarzen Gewand.
Das Licht tat sein übriges dazu.
Diese besondere Ausstrahlung während Happy Phantom, Spring Haze,
Suede, ich glaube, ich habe genauso gestrahlt wie sie.
Ganz großartig
Am nächsten Tag frug mich eine Kollegin, ob das nicht langweilig
sein, "jeden Abend das gleiche Programm?" - no way. Das Gleiche ist eben
nicht das Selbe.
Tori's Triumph in Frankfurt
10.12.01 Eine Woche später, Frau Amos ist zurück in Deutschland.
Frankfurt am Main, genauer gesagt Frankfurt Höchst, Jahrhunderthalle.
Berlin soll geprägt gewesen sein von ihrer Grippe, die sie sich in
Manchester zugezogen hat. Leider war es mir nicht möglich, dieses
Konzert zu besuchen. Frankfurt - eine Hochburg der Tori Amos Fans ließ
besonderes erwarten, schon 94 wurde Ihr Konzert aufgrund der großen
Nachfrage vom kleinen Mozartsaal in den großen Saal verlegt, 98 mußte
sie sogar ein Zusaztkonzert geben - wir wurden nicht enttäuscht. Einleitung
wie gehabt, '97 Bonnie & Clyde, gefolgt von einem vorsichtigen real
men, little Amsterdam. Sie tastet sich an ihre Stimme heran, lotet aus,
was sie nach der Grippe aushält. "Everybody has the flue now, Baby
was ill, Mommy was ill - we are well now, pretty in pink - hurray" :-).
Diesmal trägt sie ein pinkes Kostüm. SATY, Sweet Dreams, Enjoy
the Silence. Mein Sitznachbar erntet einen heftigen Stoß, ich hatte
mir das ja sooo gewünscht, daß sie diesen Song spielt, obwohl
ich gerade diesen auf der CD auf Anhieb gehaßt habe, nun liebe ich
ihn, dunkel, düster. Marianne, ein Mädel, das ich absolut nicht
erwartet hätte, wunderschön, traurig, verletzlich. Rattlesnakes,
und noch eine gelungene Überraschung, Bachlorette, eine B Seite (Spark),
leicht übersehen, gehört, geliebt, vergessen. Oh, und live klingt
sie einfach umwerfend. Josephine zart und durchdringend. Bei Etienne hat
sie sie Sicherheit Ihrer Stimme wiedergefunden. Das wird gefeiert, Tori
ist so glücklich, daß sie die Strophen durcheinander bringt,
schließlich vor Lachen aussetzt und neu beginnt. Was für ein
Triumph, der Sieg über die Grippe. Manch anderer Künstler hätte
sicher mehrere Konzerte abgesagt, nicht so Tori, sie ist zäh, sie
ist ihren EWFs verpflichtet, sie hält durch, gibt ihr Bestes, Ihr
Möglichstes, Abend für Abend.
Am Wurlitzer erzählt sie eine ungewöhnlich lange Geschichte
über Weinproben in Deutschland und ihre Folgen, darüber, daß
sie in Amerika mit einem Glas Wein in der Öffentlichkeit schon eine
Alkoholikerin wäre und ihr größter Alptraum ist, daß
Deutschland quadratisch werden könnte, verhaspelt sich, verliert den
Faden - was wollte sie eigentlich erzählen? Kriegt doch noch die Kurve
- Wein und hohe Absätze "in my platforms . I hit the floor . fell
face down . didn't help my brain out . the the baby came..." und schon
sind wir mitten in Playboy Mommy mit einer traurigen doch nicht depressiven
intensiven Ausstrahlung.
Zurück am Piano MaaG, diesmal aufgelöst durch China. Und
dann ist der erste Teil des Abends auch schon vorbei. Doch Tori läßt
sich nicht lange bitten...
Butterfly, noch so ein Stück, daß keinen Weg auf eines Ihrer
Alben gefunden hat, Suede - ich liebe diesen Song. Ah was für eine
Frau, was für ein Konzert, der Abend ist noch viel zu jung, um ihn
ausklingen zu lassen. Das sieht auch Tori ein. Die zweite Zugabe. Not the
red Baron, nein, laß es niemanden sein, den ich kenne... Time, ich
glaube, ich kann mich daran gewöhnen.
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und dann ist die Überraschung groß. Tori kommt noch ein
drittes! Mal zurück auf die Bühne. I'm on fire, baker baker wird
mit johlendem Klatschen quittiert. Was für ein Konzert, was für
eine Nacht.
Es ist definitiv, daß es aufgrund ihrer angegriffenen Gesundheit
kein M&G nach der Show geben wird. Wieder keine Gelegenheit, Tori für
ihre großartige Darbietung zu danken, dafür um so mehr, den
Abend gemeinsam Revue passieren zu lassen und das ist auch sehr schön.
Nach so einem Erlebnis brauche ich einfach Leute um mich, die die Begeisterung
teilen oder zumindest nachvollzeihen können.
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Pretty in Pink | zu weit weg, zu dunkel... | ganz schön gruselig |
Tori's Geschenk
To Venus and Back hatte ursprünglich ein B Seiten Album werden
sollen, statt dessen hat sie uns ganz neue Songs "Girls" geschenkt. Ich
glaube, auf dieser Tour holt sie ein bißchen das Versprochene nach,
lauter B Juwelen, live. Mit dieser Tour und der speziellen Songauswahl
macht sie ihren Fans ein großen Geschenk.
Überhaupt ist diese Tour ja wohl ein Bonbon, ein Geschenk, purer
Genuß. :-) Enjoy the Silence, Etienne war lustig, I'm on Fire sehr
schön. Marianne :-) Ach, ich könnte noch stundenlang in Erinnerung
schwelgen. Hoffentlich gibts es auch bootlegs von den deutschen Konzerten.
Tada!: http://www.tori-fanpage.de/Downloads/downloads.html
April 2002 Tori wechselt das Label, Atlantic möchte noch ein "Best
of" Album veröffentlichen, neues Material wird dann bei Epic erscheinen.
Und es wird gemunkelt, daß sie im Herbst 2002 wieder nach Deutschland
kommen wird...
Vielleicht wird es dann ja "meine" Bilder vom Meet & Greet auf
meiner Homepage geben - abwarten und hoffen. Es muß ja immer etwas
geben, auf das man sich freuen kann.
--> read on Mondenkind II, following Tori on Scarlets
Walk, and... tada... my own M&G pics \o/