Umfallt

Wie gefährlich sind Hinterhufeisen?
Mein Pferd trägt Hinterhufeisen. Darf es damit in die Herde oder ist das für die anderen Pferde zu gefährlich - falls es mal eine Keilerrei gibt?
Jaja, ich weis, das Beste für das Pferd ist es barfuß zu gehen, aber mein Pferd kann ohne Eisen nun mal nicht laufen. Sie macht dann nur noch ganz kurze Schritte und der Schmied schlägt die Hände über den Kopf zusammen, weil die Hufe viel viel zu kurz sind. Es tut ihr einfach weh. Das Pferd leiden lassen ist Tierquälerei, also muß ein Beschlag her.
Aber Einzelhaft ist für das Herdentier Pferd auch nicht die ideale Lösung, also was tun?
Meiner Meinung nach, dürfen auch Hinterhufeisenträger in einer Herde gehalten werden. Blessuren gibt es immer, daß muß man nun mal in Kauf nehmen. Und die Verletztungen durch schlecht gepflegte, ausgebrochene und ausgefranste Barhufe sind auch nicht ohne!

Oder Hufschuhe?
Mein Schmied hat sich tatsächlich geweigert, Minchen Hintereisen zu verpassen, weil sie eine Stute ist und ein bischen Huf wär ja auch noch da... Nun wohnen wir am Niederrhein, dort ist fast jeder Feldweg asphaltiert und dafür sind Pferdehufe nun mal nicht geschaffen. Die Lösung, wir könnten es mal mit Schuhen probieren. Ein paar Equiboots hatte ich noch da, von der letzten Idee, "sie mal vorübergehend barfuß laufen zu lassen". Vorne haben sie allerdings überhaupt nicht getaugt, Minchen ist darüber gestolpert und hat sie auch mehrfach verloren. Aber vielleicht funktioniert es ja hinten.... Ein Versuch ist es auf jeden Fall wert, denn sooo kommen wir nicht über den Sommer.
Minchen läßt sich die Schuhe auch brav anziehen, eine kleine Runde, sie sind noch da :-) Also probieren wir es am nächsten Tag mir einem kleinen Ausritt im Schritt, die Schuhe sind immernoch da wo sie hingehören. Wir wagen den nächsten Schritt, einen etwas größeren Ritt, traben auch ein wenig. Ich merke Minchen eigentlich keinen Unterschied an, lausche aber ständig auf das PLOPP PLOPP der Schuhe. Huch, ein Vogel und ein Satz zur Seite. Da liegt der Schuh... Abgesessen und Schuh wieder angezogen. Wieder etwas nervöser schaue ich mich immer wieder nach den Schuhen um, garnicht so einfach, am Heubauch vorbei etwas zu sehen! Gleich sind wir zu Hause, nur noch den Bogen durch den Feldweg, schnell nochmal nach den Schuhen geschaut, hey, da fehlt doch was! Mist, wir kehren um, was Minchen auch ohne größeren Protest akzeptiert. Ja, da liegen sie, gleich am Anfang des Weges...
Hab ich irgendwo gelesen, mit Socken sollen sie besser halten. Welche Größe paßt wohl meinem Pferdchen? Ich versuche es mit einem Stapel Tennissocken in 46, die sind gerade im Angebot. Die Socken lassen sich auch prima über den Huf ziehen, nur etwas blöde sieht es schon aus. "Och der Arme, hat er was am Bein?" - "Ja, Socken..."
Aber sie halten, im Schritt, Trab und Galopp, die Schuhe sind da, wo sie hingehören. Hurra, wir lassen den Frühlingsschrei raus und galoppieren aus dem Schritt einen Anhang hinauf... und schon sind die wieder weg... und die Socken durch, war ja eigentlich zu erwarten.
Eigentlich könnte man das Drahtseil noch etwas enger schnallen, habe mich bisher nur nicht getraut, es so stramm zu machen. Nach einem Tag ohne Schuhe probieren wir es erneut. Huf heben, Socken an (ein frisches Paar), Schuh drüber, Huf mit der Spitze abstellen, damit er auch wirklich vorne im Schuh steht. Minchen überzeugen, das Bein richtig abzustellen, strammziehen. Am anderen Bein das Gleiche. Damit es nicht ganz so doof aussieht krempel ich die Socken ganz runter, dann kann auch kein Dreck in die Schuhe fallen. Eigentlich kann man die Schuhe sogar noch enger Schnallen, wenn man die Drähte über Kreuz führt, wir probieren es aus. Jetzt sitzen sie aber wirklich stramm, ich brauche alle Kraft und einen Hufkratzer als Hebel, um sie wieder aufzumachen. Wir wagen den Ritt, selbe Strecke, selber Anhang und hui rauf im Galopp - die Schuhe sind noch da, durch den Feldweg und tiefen Morast - das Klong Klong der Schuhe ist unüberhörbar, über Schotter und Waldwege, zwischen Äste und im tiefen Gras - die Schuhe halten fest, Straße und tiefer Sand... zu Hause haben wir die Schuhe immernoch... blos sind sie voller Sand. Aber außer im tiefen Sand bin ich von der Schuhlösung vollauf begeistert.
Inzwischen hat es tagelang geregnet, die Sonne geschienen und wir haben wunderschöne Ausritte unternommen, bis zu 5 Stunden und seit wir sie richtig stramm ziehen, haben wir sie auch nicht mehr verloren. Ziemlich bald muß ein neues Paar her, so abgelaufen sind die Schuhe. Die Socken halten für ca. zwei bis drei Ritte wenn die Hufe schön rund geraspelt sind und mit den Schuhen rutscht sie auch überhaupt nicht mehr auf Asphalt aus, setzt viel weiter unter und schreitet überhaupt viel besser aus - es tut nicht mehr weh!
Nur wenn wir an die sandigen Reitwege kommen, ziehen wir die Schuhe aus und binden sie am Sattel fest, sind wir zurück, ziehen wir sie wieder an. Hin und wieder laufen wir auch eine Runde barfuß, damit die Hufe nicht zu lang werden...
Aber vorne tragt sie nach wie vor Eisen, da ist sie einfach zu empfindlich.

Mehr Testschuhberichte gibt es unter Schuhe
 


Peppino Poverino

Hetti

ohne Huf kein Pferd!
Ein Pferd ohne Reiter ist immer ein Pferd, ein Reiter ohne Pferd ist nur ein Mensch (Stanislaw J. Lee)

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